Mirror's Edge – Das Prequel zum Game (Comic)

Mirror's Edge – Das Prequel zum Game
Autorin: Rhianna Pratchett
Zeichnungen: Matthew Dow Smith
Tusche: Jon Bolerjack
Farben: Jim Charalampidis
Lettering: Alessandro Benedetti
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-959-5

Britta van den Boom

2008 kam das Computerspiel „Mirror's Edge“ von Electronic Arts auf den Markt, das durch ein neues Prinzip und Design aufmerksam machte. Statt wie in einem herkömmlichen Ego-Shooter Gegner zu bekämpfen, ging es hier darum, hoch über den Dächern einer Stadt möglichst schnell und von den Sicherheitskräften ungesehen, voranzukommen, um als ‚Runner‘ Aufträge zu erfüllen. Die unglaublichen Sprung- und Kletterfertigkeiten der Hauptfigur Faith, die frische Idee und die Geschichte machten „Mirror's Edge“ zu einem Beststeller.

Mit dem gleichnamigen Comic begibt sich die Spieleautorin Rhianna Pratchett auf ein neues Gebiet – und das mit der gleichen Kunstfertigkeit. Als offizielle Vorgeschichte zum Spiel erfährt der Leser hier, wie Faith zu einem Runner wird und welche Geheimnisse ihre zerbrochene Familie verbirgt – und wie diese nicht nur auf ihre eigene Gegenwart wirken, sondern gleich die ganze Stadt und die Arbeit der Runner nachhaltig beeinflussen.

Die Story wird gefühlvoll, abwechslungsreich und in einem raschen, aber niemals hektischen Tempo erzählt – allein die letzte Mission, die die Überleitung zum Spiel bildet, stellt eine Ausnahme dar, denn sie macht den Eindruck, als wären der Autorin Zeit und Geschichte etwas knapp geworden.

Mit oft sparsamen Dialogen, kurzen Rückblenden und nur gelegentlich etwas textlastigeren Szenen wird die Suche von Faith nach der Wahrheit in einer überangepassten Stadt, in der die Runner eine der letzten Gruppierungen von Widerstand und Illegalität zu sein scheinen, erzählt. Pratchett gelingt es dabei, den Leser neugierig zu machen und immer weiter durch die Geschichte zu ziehen.

Die Zeichnungen des amerikanischen Comickünstlers Matthew Dow Smith mit seinem sehr reduzierten Stil, der sich gerade bei den Gesichtern der Protagonisten bemerkbar macht, sind Geschmackssache. Schöne Perspektiven, gute Überleitungen, klare Paneele und genau die für die Geschichte notwendige Balance zwischen Details und Übersichtlichkeit sind die Stärken der Umsetzung. Die kantigen, teilweise sogar groben Gesichter der Personen lassen jedoch zuweilen einen Mangel an Ausdrucksmöglichkeiten aufkommen, wirken oft emotionslos und gleich, oftmals zu stark reduziert. Das jedoch macht Smith durch ausdrucksvolle Bewegungen und Gestik weitgehend wieder wett, so dass die Identifikation mit den Charakteren letztlich gelingt.

Die auch für das Spiel typische Ästhetik mit klaren, hellen und kühlen Tönen in der strahlenden ‚New City‘ einerseits und der düsteren, braungelben Farben der alten und heruntergekommenen Stadt sowie der Rückblenden schaffen eine dichte Atmosphäre und bieten zusätzliche Orientierungspunkte für den Verlauf der Geschichte.

Nicht nur Fans des Spiels werden in dem in gewohnt guter Panini-Qualität aufgemachten Comic eine anspruchsvolle und spannende Unterhaltung finden. Einziger Wermutstropfen für Nicht-Spieler: Sie werden an einem Punkt der Geschichte stehengelassen, an dem es verspricht, interessant zu werden.