Eva Siegmund: Lúm – Zwei wie Licht und Dunkel (Buch)

Eva Siegmund
Lúm – Zwei wie Licht und Dunkel
cbt, 2014, Hardcover, 512 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-570-16307-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Die 1983 im Taunus geborene Eva Siegmund gewann bereits in der sechsten Klasse einen Kurzgeschichtenwettbewerb. Später machte sie eine Ausbildung zur Kirchenmalerin und studierte dann Jura. Nach einem Volontariat in einem Hörbuchverlag wechselte sie ins Lektorat und beschloss sich später ganz auf das Schreiben zu konzentrieren, deshalb lebt sie heute als freie Autorin in Berlin. „Lúm – Zwei wie Licht und Schatten“ ist ihr erster Roman.

Meleike lebt, seit sie denken, kann zusammen mit ihrer Familie in der Trümmerstadt Adeva. Nun fiebert sie der „Nacht der Mantai“ entgegen, in der alle Jugendlichen, die fünfzehn geworden sind, ihre Gaben erhalten – oder leer ausgehen. Und gerade auf ihr lasten hohe Erwartungen, da sie die Tochter einer mächtigen Familie ist. Doch das Schicksal und ihre Großmutter Maela haben andere Pläne für sie. Ohne es zu wollen, muss Meleike bald in die Fußstapfen der weisen alten Seherin treten und wird von Visionen heimgesucht, in denen ihre Welt zum Untergang verurteilt zu sein scheint. Gleichzeitig spürt sie aber auch die Verbindung zu einem Jungen, der an einem seltsamen Ort lebt.

Flynn Connor, der in der hochtechnisierten weit entfernten Stadt Lúm lebt, muss derweil um sein Leben fürchten, denn die Gaben, die er entwickelt hat, gefallen seinem Vater ganz und gar nicht. Als er die Flucht wagt, kommt eine Entwicklung in Gange, die nicht nur sein Leben, sondern auch Meleikes Welt ins Chaos stürzen könnte, denn das zwingt die Machthaber seiner Stadt, Maßnahmen zu ergreifen, die sie ohnehin schon angedacht hatten.

Es ist gut, dass auch die großen Verlage sich gelegentlich trauen, auch einmal Debüt-Romane herauszugeben, die sich zwar an die derzeit gängigen Trends anhängen, aber dann doch ganz andere Wege gehen als man erwartet. „Lúm – Zwei wie Licht und Dunkel“ ist so ein Buch. Natürlich bedient die Autorin auch die Erwartungen, die viele Leser an eine romantische Dystopie stellen. Die Heldin ist eine Außenseiterin, die aus diesem Grunde die Missstände in ihrer Welt sieht und die Gefahren besser deuten kann. Ihre besondere Gabe lässt sie handeln, wenn die anderen noch nicht einmal wissen, was los ist. Und natürlich findet sie in Flynn nicht nur einen Schicksalsgefährten, sondern auch die große Liebe, die nach vielen schweren Prüfungen auch ihre Erfüllung finden darf.

Wieder haben wir zwei Weltanschauungen, die gegeneinander stehen: Die Peku in Adeva leben sehr einfach und naturverbunden, wissen ihre Fähigkeiten zu schätzen, während man in der hoch technisierten Stadt Lúm streng wissenschaftlich und vor allem effizient denkt. Träumer wie Flynn haben dort keinen Platz, sind durch ihre Visionen sogar gefährlich. Die Figuren sind sehr glaubwürdig gestaltet, man nimmt ihnen ab, unerfahrene und unsichere Jugendliche zu sein, die erst noch ihren Platz im Leben finden müssen und es hassen, von den Erwachsenen gegängelt zu werden.

Anders als viele andere Autoren des Genres setzt die Autorin nicht nur auf die Liebesgeschichte, sie nimmt sich auch Zeit, die Gesellschaftssysteme etwas deutlicher herauszuarbeiten und ihre Licht- wie Schattenseiten aufzuzeigen. Sie weiß wovon sie schreibt, deshalb gleitet die Geschichte niemals in Unglaubwürdigkeit ab oder wird gar kitschig. Daher verläuft die Geschichte relativ ruhig, wird aber dennoch nicht langweilig, da die Autorin auch weiß, wann sie dramatische Momente setzen muss. Auch das Ende ist in sich geschlossen und verlangt nicht unbedingt nach einer Fortsetzung.

Alles in allem ist „Lúm – Zwei wie Licht und Dunkel“ durchaus einen Blick wert, wenn man dystopische Geschichten für Jugendliche mag und nicht unbedingt nur auf den romantischen Faktor setzt. Die Geschichte ist erfrischend anders und setzt interessante Schwerpunkte, die genau so spannend sind wie die angenehm kitschfreie Liebesgeschichte.