Ruth M. Fuchs: Fragen Sie Erkül Bwaroo! (Buch)

Ruth M. Fuchs
Fragen Sie Erkül Bwaroo!
Titelbild: Chris Schlicht
2015, Taschenbuch, 240 Seiten, 9,95 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Ruth M. Fuchs präsentiert einen neuen Band mit ihrem Lieblingsdetektiv. Bei „Fragen Sie Erkül Bwaroo!“ handelt es sich allerdings nicht um einen Roman, sondern eine Sammlung von sieben Kurzgeschichten, die den Helden vor neue spannende Herausforderungen im Märchenland stellen.

In der gleichnamigen Titelgeschichte, bittet ein Wolf um die Hilfe Erkül Bwaroos. Bisher konnte er mit den Bewohnern des Dorfes in friedlicher Ko-Existenz leben, hat er sich doch an gewisse Regeln gehalten. Doch nun ist die Stimmung umgeschlagen, da man ihn verdächtigt, eine alte Frau in einer Hütte im Wald umgebracht zu haben. Welche Rolle spielt dabei nun die Enkelin der Toten, die vor allem durch ihren roten Umhang in der Gegend bekannt ist?
Eine Schiffsreise erträgt er diesmal erstaunlicherweise recht gut, dafür wittert der aufmerksame Elf sofort, dass der „Mann über Bord“ der Opfer eines verzwickten Verbrechens sein könnte.
„Ein unmöglicher Mord“ verschleiert ein noch viel größeres Familiendrama, während ihn die „Gemeinsame Sache“ bei einem Besuch in der Menschenwelt beschäftigt, rührt ihn doch das Schicksal einer jungen Bäckerin sehr an.
„Der Fall des Weißen Kaninchens“ scheint zunächst nur die dumme Idee eines Jungen zu sein, dann aber macht ihn ausgerechnet ein kleiner Hinweis auf ein viel größeres Verbrechen aufmerksam.

Dies sind nur einige der Erzählungen, die sich alle genug Zeit nehmen, um den Fall einzuführen, die Sachlage und die Verdächtigungen vorzustellen und dann nach und nach die Hinweise zusammenzufügen, damit der Meisterdetektiv den Lesern die entsprechende Lösung präsentieren kann.

Wieder einmal vermischt die Autorin dabei gekonnt Märchen-Motive mit dem Ambiente, das man auch aus den Geschichten von Agatha Christie kennt. Erkül Bwaroo bleibt der gesetzte Herr, der seine Reputation durchaus genießt, aber sich dabei nicht nur auf seinem Namen ausruht. Eher im Gegenteil: Manchmal lässt er es nicht auf sich sitzen, wenn er glaubt einen Fehler gemacht zu haben und bohrt so lange nach, bis er die Wahrheit kennt.

Die Geschichten zeichnen sich durch ein augenzwinkerndes Spiel mit den Klischees aus. So ist in der ersten Geschichte der Wolf erstmals das Opfer und nicht der Täter, und auch die Heinzelmännchen entscheiden weniger aus ihrem eigenen Gutdünken als von oben her, manipuliert zu werden. Dadurch werden die Erzählungen spannend und abwechslungsreich, da man nie genau weiß, was einen wirklich erwartet. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet, auch wenn ihre Charaktere natürlich nicht bis ins letzte ausgefeilt werden. Aber auch hier hält die Autorin es mit ihrem großen Vorbild: sie erhalten so viel Profil, dass man ihre Motive im Kriminalfall später nachvollziehen kann.

Alles in allem sind auch die Kurzgeschichten eine runde Sache und stehen nicht hinter den Romanen zurück, denn die Fälle werden mit der gleichen Ausführlichkeit und Qualität gelöst und garniert sind sie mit sehr viel Atmosphäre.

Daher seien auch die Geschichten in „Fragen Sie Erkül Bwaroo!“ all den Lesern empfohlen, die schon die Romane mochten und beschauliche aber bis zum Schluss spannende Krimi-Unterhaltung mit viel Ambiente in einem zauberhaften Setting mögen, die zudem doch mit einem gehörigen Augenzwinkern erzählt werden.