Koch, Boris (Hrsg.): Gothic (Buch)

Boris Koch (Hrsg.)
Gothic
Beltz & Gelberg, Taschenbuch, 234 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-407-74120-2

Von Carsten Kuhr

Wenn in unseren Tagen ein großer Publikumsverlag eine Originalanthologie lanciert, dann ist dies schon etwas Besonderes. Gerade im phantastischen Bereich sind derartige Bücher fast ausschließlich den sogenannten Kleinverlagen vorbehalten, ist doch bekannt, dass sich diese Sammlungen nicht eben in der Publikumsgunst suhlen. Man mag nun mutmaßen, warum sich Story-Sammlungen aller Couleur nicht verkaufen, oder ob es nur am fehlenden oder falschen Marketing liegt, dass die Verlage sich entsprechende Werke kaum mehr leisten. Zu bedauern ist dies umso mehr, als gerade Anthologien sowohl dem Leser wie auch den Autoren die Möglichkeit bieten, Neuland zu betreten. Hier, in der kurzen, pointierten Form können sie experimentieren, können auch einmal ausbrechen aus dem Korsett, das ihnen ihre Serien und die Publikumsgunst auferlegt.

Achtzehn Geschichten hat Boris Koch zwischen den Deckeln des mit Spotlackierung verzierten Deckel gesammelt. Alle Texte wurden extra für diese Veröffentlichung verfasst, und die Autoren lesen sich wie das Who is Who der deutschsprachigen Phantastik.

Wie der Name es schon andeutet, geht es um schwarz-romantische Geschichten. Dabei verbinden die Autoren in ihren Storys die Gothic-Szene gerne mit ein wenig dezenter Erotik, paaren dies dann mit einer düsteren Gefahr und sorgen so für Nervenkitzel und Faszination.

Es geht zumeist um junge Menschen, die sich dem Dunklen zugewandt haben oder einen Begleiter suchen und finden, der nicht von unserer Welt ist. Dabei können dann auch solch Bestsellerautoren wie Markus Heitz seine Zwerge verlassen um sich einem beschützenden Schatten zuzuwenden, Markolf Hoffmann uns von einem etwas anderen Meerjungmann berichten, Malte S. Sembten einen kulturell interessierten Vampir vorstellen, Tobias O. Meißner uns mit dem Bild eines Körperkunstwerks schocken, Christoph Hardebusch uns von der Rekrutierung eines neuen Werwolfes berichten, Uwe Voehl vom Wartesaal der Toten berichtet, Jörg Kleudgen über das Verschwinden eines Jugendlichen unterrichtet oder Michael Marrak eine Alraune zum Leben erweckt.

Achtzehn Geschichten die zeigen, wie vielfältig das Genre sich präsentiert, die sich auch zwischendurch immer einmal wieder, peu a peu lesen lassen und die für ein preisgünstiges Salär ihre Leser den Alltag vergessen lassen.