Grimm 2: Blutlinien! (Comic)

Jim Kouf & David Greenwalt
Grimm 2
Blutlinien!
(Grimm 7-12)
Script: Marc Gaffen & Kyle McVey
Zeichnungen: Rod Rodolfo
Übersetzung: Kerstin Fricke
Panini, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 144 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-95978-040-3

Von Frank Drehmel

Der zweite Band der Grimm’schen Reihe warte mit dem für diese Serie typischen „Monster of the Week“-Konzept auf, was nichts anderes bedeutet, als dass die einzelnen, unterschiedlich langen Geschichten locker nebeneinander stehen.

Zunächst entführt ein Wesen – ein sogenanntes Sorglosgör (Anm: der Preis für den dämlichsten Wesensnamen (Stand November 2014) geht zweifelsohne an diese Wortschöpfung) – einige Kinder (darunter die von Blutbadern), um mit ihnen in einer Art Nimmerland-Refugium Peter Pan’sche Spiele zu spielen. Und es ist an Nick und seinen Mit-Helden, die Kinder zu befreien.

Danach gerieren sich zwei Wildkatzen-Wesen – ein Wer-Luchs und ein Wer-Gepard – als Superhelden und springen mit Maske und Cape Opfern und Hilfebedürftigen bei. Allerdings verliert einer der beiden zunächst harmlosen Helden jegliches Augenmaß und wird zu einer tödlichen Bedrohung nicht nur für die Menschen, sondern auch seinen Freund. Ehrensache, dass Nick als Grimm die Angelegenheit klären muss.

Die Hauptperson der dritten Story ist Nicks sterbenskranke Tante Marie, die nicht nur gegen das Damokles-Schwert ihrer Krankheit kämpft, sondern – weil sie eine Grimm ist – selbst unter der Therapie tödlichen, beutegierigen Wesen den Garaus machen und sogar gegen ihre große Liebe kämpfen muss.

Schlussendlich wird Nick entführt und mit einem tödlichen Wesen-Sekret vergiftet, welches ihm noch sieben Tage Lebenszeit lässt, sieben Tage, in denen er die Aufgaben seines Peinigers erfüllen muss, möchte er das Gegengift erhalten. Zunächst ist Nick und seinen Freunden nicht klar, was der Täter im Schilde führt; als sie erkennen, dass der mittels Genmanipulation ein magisches und böses Superwesen erschaffen will, ist es schon zu spät, und sie stehen einem Kind gegenüber, dessen Kräfte weit jenseits ihrer aller Vorstellungskraft liegen- und auch der seines Schöpfers.

Aufgrund der losen Konzeption gestaltet sich auch dieser zweite Sammelband relativ einsteigerfreundlich, allerdings bleiben die Charaktere wegen des Fehlens von charakterliche Entwicklungen und Entwicklungsmöglichkeiten relativ blass. Zudem mangelt es den Comics weiterhin an dem typischen TV-Serien-Humor, der insbesondere immer dann mitschwingt, wenn Blutbader Monroe die Bühne betritt.

Sind die Geschichten selbst noch von einer gewissen Ambivalenz, so sind die Zeichnungen Rudolfos – zurückhaltend ausgedrückt – ein Totalausfall. Sämtliche in Szene gesetzten Figuren weisen nicht einmal den Hauch einer physiognomischen Ähnlichkeit mit ihren TV-Vorbildern auf, sodass man den Charakter selbst dann nicht wiedererkennen kann, wenn man weiß, wer es sein soll. Abgesehen von diesem Ausschlusskriterium – für ein Franchise-Comic – sind die Bilder vergleichsweise glatt, flächig und detailarm und erhalten Struktur sowie Volumen primär aus der Koloration. Im Bemühen, räumliche Tiefe durch weiche Hell-Dunkel-Übergänge zu schaffen, schießt Kolorist Dal Bello allerdings in vielen Panels – nicht allen – maßlos über das Ziel hinaus und legt den Grund-Haut-Ton der Protagonisten deutlich zu dunkel an, sodass er oft den Eindruck vermittelt, als hätten Rick, Monroe & Co. Stunden um Stunden in Sonnenstudios abgehangen oder Rick und Hank seien Schwestern.

Fazit: Harmlose, wenig ambitionierte Storys ohne den Grimm’schen Serien-Witz machen diesen Sammelband in Verbindung mit dem Grauen erregenden grauenvoll schlechten Artwork selbst für Fans zu einer verzichtbaren Angelegenheit.