P. C. Cast: Erhört – New Tales of Partholon 4 (Buch)

P. C. Cast
Erhört
New Tales of Partholon 4
(Elphame’s Choice, 2004)
Übersetzung aus dem Englischen von Ivonne Senn
Mira, 2012, Taschenbuch, 380 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-86278-335-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

„Erhört“ ist der erste Band der Reihe von P. C. Cast, der vollständig in ihrer Welt Partholon spielt. Die Geschichte ist gut hundert Jahre nach dem großen Krieg gegen die Formorianer angesiedelt, in den auch die Erdenfrau Shannon gerufen wurde. Aber viele ihrer Nachkommen und die ihrer Freunde bestimmen nun das Schicksal der Völker.

Etain, der Geliebten der Göttin Epona, und ihrem Gefährten wird eine höchst ungewöhnliche Toch-ter geboren. Elphame, so nennen sie das Mädchen, vereint die Merkmale beider Rassen in sich. Un-terleib und Beine gleichen denen eines Zentauren, während der Leib und Kopf ganz und gar menschlich sind. Hier gilt sie zumindest in den Augen der Familie und ihrer Freunde nicht als Missgeburt, sondern als willkommenes Geschenk der Göttin selbst. Liebevoll umsorgt und be-schützt wächst Elphame auf. Allerdings ist sie auch viel alleine, da die meisten anderen nicht mit ihr umzugehen wissen und ihre zentaurische Seite die Verfechter der Rassenreinheit doch ein wenig abschreckt. So wird und bleibt ihr engster Vertrauter über viele Jahre ihr charismatischer Bruder Chuchulainn, der zwar viele Frauen haben könnte, aber auf der Suche nach der Richtigen ist.

Als sie erwachsen ist, fühlt sie eine seltsame Unruhe in sich. Elphame wird das Gefühl nicht los, dass sie sich eine eigene Heimat suchen und nicht länger im Schatten ihrer Mutter leben sollte. Da-her bricht sie zusammen mit ihrem Bruder auf, um die lange verlassene Stammburg der McCallan genauer zu untersuchen und vielleicht instandzusetzen.

Sie ahnt nicht, dass die Wälder um die verlassene Festung auch die Heimat von Wesen ist, die ein schreckliches Geheimnis mit sich herumtragen. Deren Anführer Lochan horcht auf, denn in seinen Träumen hat er Elphame schon mehrfach gesehen. Kann sie die in einer Vision prophezeite Auser-wählte sein, die sein Volk aus der Dunkelheit holt? Die den Nachkommen von Formorianern und Menschen endlich Anerkennung und Heimat gibt, weil sie selbst nicht ganz menschlich ist? Auch Elphame spürt, das hier ihr Schicksal und ihre große Liebe auf sie wartet.

Man merkt deutlich, wie sicher sich P. C. Cast bereits im Liebesroman-Genre bewegt, denn sie weiß die Versatzstücke sehr gut einzusetzen. „Erhört“ ist ein Wohlfühl-Roman, in dem selbst der Tod nur eine Randerscheinung bleibt und dazu dient, ein wenig Drama einzubringen. Ansonsten strahlt der Roman eher positive Schwingungen aus. Um die Figuren und ihr Umfeld einzuführen wird über ein Drittel der Handlung ordentlich familiär gemenschelt, ehe sich überhaupt irgendetwas tut.

In dieser Welt sind natürlich alle Helden und Nebenfiguren mit guten Absichten schön – selbst Nar-ben werden von den inneren Werten weggewischt; wenn auch eher nur in Ausnahmefällen. Denn die Autorin setzt sehr auf Aussehen und die davon ausgehende erotische Spannung. Das merkt man auch an der Liebesgeschichte. Lochan entspricht voll und ganz dem Klischee des „Dunklen En-gels“, der verzweifelt versucht, gegen seine zweite Natur anzukämpfen und diese mittels der Kraft des Herzens dann endlich besiegt.

Letztendlich bleiben die Figuren sehr oberflächlich. Sie entsprechen gängigen Archetypen und ent-wickeln keine Ecken und Kanten, die sie individueller gestalten würden. Alles ist glattgebügelt und so gut wie perfekt. Dazu rührt P. C. Cast einen ordentlichen Schuss Hausfrauen-Esoterik und pseu-dokeltischer Mystik. Alles in allem plätschert die Handlung ziemlich dahin, da die Ausarbeitung der Beziehungen wichtiger ist, als das Abenteuer. Gefahren und Bedrohungen bewegen sich auf einem harmlosen Niveau, selbst ein Mord wird beschönigt, um das Gutmenschentum der Helden hervor-zuheben. Immerhin ist die Geschichte flüssig geschrieben und lässt sich ohne Längen herunterlesen, auch wenn ihr Inhalt schon dutzendfach so und nicht viel anders erzählt wurde.

„Erhört“ ist wie die anderen „Partholon“-Romane in erster Linie ein Liebesroman und familiärem Einschlag, der die Fantasy nur als Setting benutzt, aber nicht deren Möglichkeiten aus-nutzt, sondern stattdessen gängige Handlungsmuster aufbereitet. Vor allem Fans rührselig men-schelnder Romanzen werden an der klischeebeladenen Geschichte ihren Spaß haben.