Phil Rickman: Die Gebeine von Avalon (Buch)

Phil Rickman
Die Gebeine von Avalon
(The Bones of Avalon)
Aus dem Englischen übersetzt von Alexandra Hinrichsen
Rowohlt, 2011, Paperback, 648 Seiten, 15,95 EUR, ISBN 978-3-86252-001-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Elisabeth I. ist erst seit zwei Jahren auf ihrem Thron, da sucht sie der Aberglauben ihrer Untertanen heim. Der legendäre Nostradamus höchstselbst hat ihren Sturz vorhergesagt, wenn es ihr nicht gelingt, die Gebeine ihres Ahnherren zu finden. Nun sollte dies, gerade für eine hochherrschaftliche Monarchenfamilie, eigentlich ja nicht allzu schwierig sein, wenn, ja wenn Elisabeth ihre Herrschaft nicht auf den legendären König Artus zurückführen würde.

Dass man die Gebeine des Ritters der Tafelrunde vor Jahren in Glastonbury, der Hochburg der päpstlichen Katholiken, gefunden haben will, sollte die Suche erleichtern, dass die schönste und gewaltigste katholische Kirche aber geschleift, ihre Quader zum Bau von Häusern und Wegen benutzt wurde und die angebliche Ruhestätte verschollen ist, erschwert die Suche naturgemäß. Als findige Ermittler im Auftrag der Krone entsendet die damals noch junge und lebenslustige Queen ihren Oberstallmeister und vermeintlichen Liebhaber Robert Dudley sowie ihren unbezahlten und daher in ärmlichen Verhältnissen bei seiner verwitweten Mutter lebenden Hofastronom Dr John Dee inkognito gen Glastonbury.

Dass Dudley an einem mysteriösen Fieber erkrankt war allerdings nicht vorgesehen. Während grausame Morde Glastonbury heimsuchen, muss Dee sich zunächst um seinen Begleiter kümmern. Statt des angeforderten Kräuterkundlers aber kommt eine faszinierende und hübsche junge Frau ans Krankenbett geeilt – die Tochter einer Hexe, in die sich unser Studiosus Hals über Kopf verliebt. Während der Hexenwahn um sich greift, die Morde die Bevölkerung in Panik versetzen, macht Dee sich auf, in den Gewölben unterhalb der zerstörten Abtei dem Rätsel auf den Grund zu gehen…

Dr John Dee ist eine der faszinierendsten Gestalten der Historie. Als Alchimist und Freidenker in ganz Europa bekannt und geschätzt führte er in seiner Heimat zunächst ein unauffälliges Leben. Zwar diente er, wie es der Autor auch anschaulich in seinem Roman umsetzt, seiner Königin, versuchte ihr die Idee einer vom Königshaus unterhaltene Bibliothek schmackhaft zu machen und beriet sie in allen Dingen zwischen Himmel und Erde, doch reich wurde er damit nicht.

Diese historisch verbürgte Person soll nun im Roman die letzte Ruhestätte einer anderen, viel früher gelebten Person des öffentlichen Interesses suchen und die Gebeine heben. Dieser Ansatz ist, denkt man einmal ein wenig darüber nach, bestechend, ermöglicht er doch dem Autor sein im vorliegenden Fall fundiert recherchiertes Wissen um die Lebensumstände und Denkweisen der Vergangenheit mit einer spannenden Jagd zu verbinden.

Zu der historischen Authentizität gesellt sich also detektivischer Spürsinn und über die Heilerin eine gewisse mystische Ausrichtung. In Verbindung mit einer bewusst auf altertümlich getrimmten Sprache und den sympathisch gezeichneten Charakteren – allen voran Dee und Dudley – erwartet den Leser, nach einer gewissen Durststrecke im ersten Drittel des Buches die der Plot benötigt, um in Schwung zu kommen, ein letztlich spannendes Lesevergnügen.