Gruselkabinett 56 & 57: Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers, Teil 1 & 2 (Hörspiel)

Alice & Claude Askew & Mark Gruppe (Script)
Gruselkabinett 56 & 57
Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers, Teil 1 & 2
Sprecher: Hans-Georg Panczak, Ekkehard Belle, Hannes Maurer Simon Jäger, Eva Michaelis, Lutz Riedel, Maria Koschny und viele andere
Cover: Firuz Askin
Titania Medien, 2011, 2 CDs, 78 bzw. 70 Minuten, ISBN 978-3-7857-4523-6 (Gesamtbox) bzw. ISBN 978-3-7857-4562-5 & ISBN 978-3-7857-4563-2

Von Christel Scheja

Bereits die beiden vorhergehenden Hörspiele aus der „Gruselkabinett“-Reihe widmeten sich dem Geisterseher Aylmer Vance und seinem Begleiter Dexter. Das Autorenehepaar Askew schuf die beiden als Gegengewicht zu Sherlock Holmes und Dr. Watson von Sir Arthur Conan Doyle. Während bei letzteren die Aufklärung von Fällen aufgrund von Indizien und Logik im Vordergrund stehen, setzt Aylmer Vance seinen gesunden Menschenverstand ein und sein Wissen über menschliche Psyche und Verhaltensweisen. Da es noch viele weitere Geschichten aus der Feder der Askews gibt, widmen sich auch die Folgen 56 und 57 weiteren Abenteuern des Geistersehers.

Dexter hat sich inzwischen dazu entschieden, an der Seite von Aylmer Vance zu arbeiten. Er weiß, dass er nur so seine Gabe, das Verborgene und die Geisterwelt sehen zu können, richtig zu nutzen vermag. Daher fällt es ihm nicht mehr schwer, den Geisterseher zu begleiten, der zunächst nach Schottland reist. Der Klient dort ist Paul Devenant. Er leidet unter starker Blutarmut, und die Ärzte wissen nicht mehr, was sie noch tun können. Da liegt der Verdacht nahe, dass mehr dahintersteckt. Und richtig, Aylmer Vance fällt schon bald auf, wie ätherisch und zeitlos Devenants Frau wirkt. Danach müssen sie einen Poltergeist finden und austreiben, was auch nicht so einfach ist.

Später besuchen sie Colonel Verriger und seine Frau nebst Tochter, die sie während der Sommerzeit kennengelernt haben. Die beiden Männer müssen feststellen, dass die junge Frau nur noch ein Schatten ihrer Selbst ist. Die besorgten Eltern berichten, dass sie schon seit einiger Zeit immer wieder unvermittelt in Trance fällt. Als Dexter mit seiner Gabe hinter die Kulissen schaut, erkennt er den Grund in einem verkrüppelten und entstellten Orgelspieler. Zuletzt führt sie ihr Weg in ein beschaulich scheinendes aber verfluchtes Schloss, denn der Aufenthalt in dem Gemäuer versetzt alle schon nach kurzer Zeit in einen Zustand von Furcht. Was dahinter steckt enthüllt sich überraschend durch einen Blick in die Geschichte des Ortes.

Wieder schlüpfen Hans-Georg Panczak und Ekkehard Belle in die Rolle der beiden Ermittler im Bereich des Übersinnlichen und arbeiten sehr gut zusammen. Nicht nur ihre Dialoge, auch die Betonung der Worte haben das richtige Maß an Arroganz auf der einen und Mitgefühl auf der anderen Seite. Sie und die anderen Sprecher vermitteln tatsächlich die Atmosphäre, die in der besseren Gesellschaft vor den Weltkriegen vorherrschte, auch wenn Klassendenken und Revolutionsgedanken kaum vorkommen, bewegen sich die beiden doch ohnehin meist im gehobenen Bürgertum. Wieder hat man eine bunte Mischung aus Geschichten ausgesucht. Interessant dabei ist besonders die Interpretation des Vampirismus, die sich auch nicht unbedingt an die Vorstellungen eines Bram Stoker hält.

Natürlich sind die Geschichten für den erfahrenen Zuhörer sehr schnell zu durchschauen, eignen sich aber durch ihre übersichtliche Struktur dennoch sehr gut für die Umsetzung in ein Hörspiel, weil man ihnen problemlos folgen kann. Zudem beweisen sie, dass man Spannung auch ohne den massiven Einsatz von Soundeffekten und dramatischer Musik bewerkstelligen kann.

Die Stimmen der Sprecher, die gezielt eingesetzten Geräusche und die unaufdringliche Musik bilden einen angenehmen Klangteppich, der durch die vier Geschichten führt, die auf den beiden CDs zu finden sind. Die Länge der einzelnen Episoden mit um die 35 bis 40 Minuten ist angenehm zum Zwischendurchhören, gerade weil die Abenteuer voneinander unabhängig sind.

Alles in allem ist auch diese Box mit der 56. und 57. Folge der Reihe wieder ein gelungenes Beispiel, wie man auch heute noch mit besinnlicher Schauerromantik stimmungsvolle und spannende Unterhaltung für den geneigten Zuhörer bieten kann.