Claudia Gray: Hüterin des Zwielichts – Evernight 3 (Buch)

Claudia Gray
Hüterin des Zwielichts
Evernight 3
(Hourglass, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Marianne Schmidt
Titelgestaltung von HildenDesign/Birgit Gitschier unter Verwendung eines Motivs von Juice Team/Shutterstock
Penhaligon, 2011, Hardcover, 382 Seiten, 17,95 EUR, ISBN 978-3-7645-3053-2

Von Irene Salzmann

Bianca Olivier ist ein geborener Vampir und damit eine Seltenheit, denn nur mit Hilfe der Geister ist es ihrer Spezies möglich, sich auf andere Weise als durch einen Biss zu vermehren. Biancas Eltern unterrichten am „Evernight“-Institut, das das Mädchen zusammen mit menschlichen Schülern und jugendlich wirkenden Vampiren besucht, die lernen sollen, sich in der modernen Welt zurechtzufinden.

Schon bald kommt es jedoch zu Komplikationen: Die Geister beanspruchen Bianca für sich, und nur die Wandlung zum ‚richtigen‘ Vampir kann sie – vielleicht – retten. Doch Bianca möchte ein Mensch bleiben, schon ihrem Freund Lucas zuliebe, der der Organisation ‚Schwarzes Kreuz‘ angehört und ein Vampir-Jäger ist, aber trotzdem zu ihr steht. Als sich die verrückte Vampirin Charity, die mit ihrem Bruder Balthasar noch eine Rechnung offen hat, an der Schule einschreibt, kommt es zur Katastrophe.

Das Institut brennt teilweise ab. Bianca findet zusammen mit Lucas Unterschlupf beim ‚Schwarzen Kreuz‘. Sie begeht jedoch einen Fehler, durch den die Vampire ihre Spur finden. Die Zelle wird zerschlagen, Bianca und Lucas müssen erneut fliehen. Hilfe bekommen sie von ihren Freunden Vic und Ranulf, aber Charity ist ihnen bereits auf den Fersen, denn über Bianca will sie an Balthasar heran, der immer noch nicht begriffen hat, wie gefährlich seine Schwester ist.

Aber es kommt noch schlimmer: Bianca beginnt, sich zu verändern; niemand weiß, was mit ihr passiert. Schließlich stirbt sie! Und Lucas, allein und voller Todessehnsucht, schließt sich Baltahasar an, der Charity finden will. Derweil kehren Vic und Ranulf von ihrer Europareise zurück und erleben eine Überraschung, die nicht unbedingt erfreulich ist…

Claudia Gray legte nun den dritten Band ihrer „Evernight“-Saga vor. Man könnte den Titel durchaus auch als Jugendbuch vermarkten, was die Themen und das Alter der Protagonisten anbelangt, aber tatsächlich fallen sehr viele phantastische Titel in die All-Age-Rubrik, und dem Genre-Fan würden etliche reizvolle Titel entgehen, erschiene noch mehr bei den namhaften Jugendbuch-Verlagen, bei denen man als Erwachsener eher nicht nach verborgenen Perlen sucht.

Nahtlos knüpfen die Ereignisse, die in „Evernight“ 3 erzählt werden, an die der Vorgängerbände an. Bianca, die Hauptfigur, kennt nun das Geheimnis um ihre Geburt, nicht aber die damit verbundenen Konsequenzen. Ihren Eltern kann sie nicht verzeihen, dass sie ihr die Wahrheit verschwiegen haben. Da sie Lucas liebt, folgt sie ihm, kann aber nicht endgültig mit dem, was sie ist, brechen. Sie unterschätzt die Möglichkeiten ihrer Artgenossen und lädt dadurch die Schuld am Tod von mehreren Vampir-Jägern auf sich.

Doch auch bei diesen sind Bianca und Lucas nicht mehr sicher. Bald wissen die beiden nicht mehr, wem sie noch vertrauen dürfen. Feinde zeigen sich, wo nicht mit ihnen gerechnet wird, und Freunde erweisen sich als zuverlässiger und hilfsbereiter, als das Paar je zu hoffen gewagt hätte. Und doch reicht die Unterstützung nicht aus, denn es passiert etwas Schlimmes – und mit diesem Cliffhanger endet der Band.

Zuvor zieht die Autorin alle Register der Phantastik, um ihren Charakteren nichts zu ersparen und sie das durchleiden zu lassen, was die Figuren selbst am wenigsten ertragen können. Aber nun ist es doch geschehen, alles ist anders – man darf gespannt sein, wie sie damit umgehen werden.

Leserinnen ab 15 Jahre, die Titel wie „Twilight“, „House of Night“ oder „Evermore“ schätzen, werden auch von „Evernight“ begeistert sein: Junge Protagonisten, die sich als Identifikationsfiguren anbieten, erleben die erste große Liebe, eingebettet in ein magisches Setting voller Überraschungen und Gefahren. Es wird zwar viel geredet, manche Fallen, in die getappt wird, muten wie die Problemlösungen etwas zu einfach an – aber alles in allem gibt es keinen Leerlauf und die Zielgruppe wird bestens unterhalten.