Dragon Age (Comic)

Orson Scott Card & Aaron Johnston
Dragon Age
(Dragon Age 1-6, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Andreas Kasprzak
Titelbild von Humberto Ramos & Edgar Delgado
Zeichnungen von Mark Robinson, Anthony J. Tan, & Jason P. Martin
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-094-3

Von Frank Drehmel

„Dragon Age“ ist ein relatives neues Fantasy-Rollenspiel, das von BioWare für Solospieler – in MMOPRG-Zeiten ein mutiger Schritt – entwickelt und von EA im Jahre 2009 veröffentlicht wurde. Seitdem ist nicht nur das Angebot an Add-ons gewachsen und wurde schon der Nachfolger veröffentlicht, sondern auch in anderen Medien – wie beispielsweise Roman und Comic – ist das Spiel präsent.

Aufgrund leidvoller Erfahrungen und Lehren der Vergangenheit ist die Beziehung zwischen Templern, den mundanen, kühlen und fanatischen Hütern der Ordnung, und Magiern, den eher emotionalen Meistern des Blutes und der Elemente, von Misstrauen, zuweilen Hass und oftmals Gewalt geprägt. So ist es den Zauberkundigen nicht nur verboten, miteinander Kinder zu zeugen, sondern auch Templer dürfen keine geschlechtlichen Beziehungen mit Magiern führen. Doch ererbte Feindschaft, Indoktrination und Verbote können gegen die Macht der Liebe nichts ausrichten. Und so kommen sich der Templer Sadatt und die Magierin Veness so nahe, dass die Natur ihren Lauf nehmen kann und Veness verbotenerweise schwanger wird. Ein Templer-Zauber, der den Vater des Kindes bestimmen soll, schlägt zufällig fehl und zeigt Veness alten Freund Abernath als Erzeuger an. Der gutmütige Mann ist zwar bereit, die Schuld auf sich zu nehmen, doch Veness entscheidet sich zur Flucht, während Sadatt sich enttäuscht und gedemütigt durch den vermeintlichen Verrat der Magierin von ihr lossagt, sie verfolgt und sie schließlich tötet, nicht ahnend, dass Veness kurz zuvor in der Einsamkeit des Waldes entbunden hatte und ihre Tochter, der sie dem Namen Gleam gab, einem vorbeiziehenden Fremden anvertraute.

Siebzehn Jahre später: Gleam ist unter der liebevollen Obhut der Familie eines Schmiedes zu einer jungen Frau gereift, deren Umgang mit Amboss, Hammer und Feuer geradezu magische Fähigkeiten offenbart, die aber ansonsten im Beisein ihrer beiden kleineren Brüder ein unbeschwertes Leben führt. Dieses Leben hat ein jähes Ende, als die drei Kinder nach einer Handelsmission bei den Zwergen nach Hause zurückkehren und den Hof verwüstet und die Familie ermordet vorfinden. Damit beginnt für die drei eine Odyssee und eine Flucht vor den Templern, die in Gleam mittlerweile eine Magierin erkannt haben. Und einer der gnadenlosen Jäger ist ihr eigener Vater.

Mit Orson Scott Card hat man verlagsseitig einen umtriebigen Autor verpflichten können, dessen Renommee unter SF- und Fantasy-Fans aufgrund zahlreicher Award-Nominierungen und Auszeichnungen seinesgleichen sucht. In der Tat merkt man auch diesem Comic das dahinterstehende Talent des Autors an, denn gemessen an üblichen Franchise-Comics sind die Figuren vergleichsweise vielschichtig und ambivalent dargestellt, ist die Handlung sowohl dynamisch, spannend als auch dramatisch, wartet Card mit geradezu klassisch tragischen Konflikten auf, die der Geschichte eine mitreißende Intensität verleihen.

Bedauerlicherweise nimmt das sehr mangahafte, leicht kantige Artwork mit seinen zur Überzeichnung neigenden Posen und Mimiken sowie der generellen visuellen Verniedlichung und Verjugendlichung selbst vieler erwachsener Charaktere der Geschichte deutlich die emotionale Tiefe und überbetont Action und Dynamik.

Fazit: Eine gleichermaßen spannende wie tragische Geschichte, die zwar nur mäßig visualisiert wurde, die aber auch „Dragon Age“-Neulinge auf Grund ihrer universellen, klassischen Konflikte mitzureißen vermag, zumal sie keinerlei Spiele-Kenntnisse voraussetzt.