Alyson Noël: Das Schattenland – Evermore 3 (Buch)

Alyson Noël
Das Schattenland
Evermore 3
(Shadowland, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Marie-Luise Bezzenberger
Titelgestaltung von UNO Werbeagentur unter Verwendung eines Motivs von Getty Images
Autorenfoto von Nancy Villere
Page & Turner, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 406 Seiten + 8 Seiten Leseprobe aus Alyson Noëls „Evermore – Das dunkle Feuer“, 17,99 EUR, ISBN 978-3-442-20377-2

Von Irene Salzmann

Seit die 16-jährige Ever fast gestorben wäre, kann sie die Auren ihrer Mitmenschen sehen und bei Berührung deren Gedanken lesen. Erst als sie den schönen Damen kennen und lieben lernt, schafft sie es mit seiner Hilfe, sich vor den ungewünschten Eindrücken zu schützen und wieder Freude am Leben zu haben. Schließlich offenbart Damen, dass er ein Unsterblicher ist und schenkt Ever, seiner großen Liebe, das ewige Leben.

Ihre Beziehung wird jedoch immer wieder von kleinen und größeren Problemen auf die Probe gestellt. Seit Ever dem Falschen ihr Vertrauen schenkte und Damen ein Elixier einflößte, das ihn vor dem Tod bewahrte, dürfen sie einander nicht mehr berühren, denn schon der geringste Austausch von Körperflüssigkeiten würde Damen umbringen. Verzweifelt suchen beide nach einem Heilmittel, doch Roman, ein weiterer Unsterblicher, der hinter allem steckt, will das Paar noch mehr quälen. Sehr zu Evers Kummer distanziert sich Damen von ihr, da er bereut, ihr dieses Leben aufgezwungen zu haben: Weder können sie zusammen sein und Erfüllung in ihrer Liebe finden, noch kann sich Ever ihrer Tante und ihren Freunden anvertrauen – schlimmer noch: Eher früher als später wird sie alle verlieren, denn das Geheimnis muss gewahrt werden, bevor jemand merkt, dass sie nicht mehr altert.

Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt tritt Jude in Evers Leben. In früheren Inkarnationen war er ihr Verehrer, dem Damen die Liebste stets entführte. Auch Jude scheint mehr als ein ‚normaler‘ Mensch zu sein, doch Damen und Ever können sich nicht erklären, welche Rolle er spielt und wie ein ‚Buch der Schatten‘ in seinen Besitz gelangte. Ever hofft, in der magischen Schrift einen Hinweis zu finden, wie sie Romans Manipulationen abwehren und Damen heilen kann. Doch erneut unterläuft ihr ein schwer wiegender Fehler, dessen Folgen noch nicht absehbar sind. Obendrein muss sie sich entscheiden, ob sie ihre Freundin Haven, die im Sterben liegt, rettet, indem sie sie zu einer Unsterblichen macht, oder ob sie das Geheimnis wahrt und das Mädchen seinem Schicksal überlässt. Was Ever auch unternimmt, alles hat seinen Preis...

Obwohl die einzelnen „Evermore“-Bände relativ in sich abgeschlossen scheinen, sollte man doch die Lektüre mit „Die Unsterblichen“ und „Der Blaue Mond“ beginnen, da die Geschehnisse aufeinander aufbauen und nie alle Fragen beantwortet werden, es sogar kleine Cliffhanger am Ende gibt, die es notwendig machen, die Fortsetzungen zu kaufen, will man weitere Details erfahren.

Der dritte Band, „Das Schattenland“, setzt die Handlung nahtlos fort, denn Ever muss Damen beichten, dass sie Roman, ihrer beider Feind, vertraut hat und hereingelegt wurde – mit gravierenden Folgen, denn schon ein Kuss von Ever könnte Damen töten, und so wird ihr ‚erstes Mal‘ in weite Ferne gerückt, falls es überhaupt einen Weg gibt, diese Wirkung des Elixiers aufzuheben. Beide leiden unter der Situation, doch statt gemeinsam nach einer Lösung zu forschen, lässt Damen Ever – nicht zum ersten Mal – mit ihrem Kummer allein. Trotzdem sucht das junge Mädchen nicht bei Jude, Damens potentiellem Rivalen, Trost, sondern versucht, ihren Weg allein zu gehen, wobei sie prompt in Romans nächste Falle tappt.

Mit mehr als 400 Seiten ist dieser Teil der Saga der bislang umfangreichste, aber auch der handlungsärmste, da die Story nicht wirklich weiterkommt, denn der Status Quo der beiden Hauptfiguren ändert sich nicht. „Das Schattenland“ ist ein typischer Mittelband, der die Geschehnisse weiterspinnt, sich aber auf Nebensächlichkeiten konzentriert und neue Konflikte einbindet, ohne einen Ausweg für das aktuelle Problem aufzuzeigen. Auf diese Weise wird vermieden, dass Ever und Damen zu schnell ihr Happy End erleben. Leider bringt das mit sich, dass sich das Paar nicht weiterentwickelt und in gemeinsamen Szenen alles nur zerredet, und die Nebenfiguren, die den beiden Impulse geben, bleiben eindimensionale Statisten. Haven lässt sich von Roman manipulieren, Miles ist auf sein homosexuelles Liebesleben fixiert, die Zwillinge ergehen sich in kryptischen Andeutungen, statt Ever an ihrem Wissen teilhaben zu lassen, Jude bleibt nett und langweilig und stellt für Damen keine Gefahr dar, Roman ist der fiese Bösewicht.

Obwohl die Charaktere sehr simpel gestrickt sind, Ever erwartungsgemäß die falschen Entscheidungen trifft und mehr geredet als gehandelt wird, folgt man der Geschichte gern, da Alyson Noël flüssig und unterhaltsam zu schreiben versteht. Gerade die Zielgruppe – romantische Leserinnen zwischen 14 und 25 Jahren –, die sich in Ever und die anderen Figuren leicht hineinversetzen kann, außerdem das persönliche Drama einer Action-Handlung vorzieht, wird jedem neuen Band entgegen fiebern.

Schätzt man Titel wie „Twilight“, „House of Night“ und „Evernight“, wird man auch viel Freude an der Lektüre von „Evermore“ haben. Zwar stehen diesmal keine Vampire im Mittelpunkt, aber Ever, Damen und einige andere sind keine ‚normalen‘ Menschen und bringen durch ihre Eigentümlichkeiten phantastische Spannung ins Spiel, wodurch die Romanze aus dem Alltäglichen gehoben wird – und das macht den Reiz der Serie aus.