Gruselkabinett 132/133: Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street (Hörspiel)

Gruselkabinett 132/133
Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street
Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Thomas Balou Martin, Jacques Breuer, Tom Raczko, Matthias Lühn u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2018, 2 CDs, ca. 130 Minuten, ca. 15,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5624-1

Rezension von Christel Scheja

Ein „Penny Dreadful“ ist eines der vielen Groschenhefte, die sich im England des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreuten. Autoren, die zumeist namenlos blieben, verfassten Geschichten, von denen nicht wenige das kalte Grauen über den Rücken laufen ließen, so wie in der 1846 erschienen Geschichte „Sweeney Todd - A String of Pearls“, das nun von Marc Gruppe in ein spannendes zweiteiliges Hörspiel umgesetzt wurde.

 

Sweeney Todd betreibt 1785 einen Barbierladen auf der Fleet Street. Er ist einer der geschicktesten Männer seines Fachs, so dass nicht nur die Leute aus der Nachbarschaft zu ihm kommen. Zudem weiß er seine Kunden so zu entspannen, dass diese auch bereitwillig aus ihrem Leben plaudern, wie etwa der gerade erst von Bord eines Schiffes gegangene Lieutenant Thornhill. Er erwähnt, dass er später noch einer jungen Dame seine Aufwartung machen will, um ihr ein Perlenhalsband zu überreichen. Allerdings ahnt er nicht, dass genau das sein Tod sein wird. Denn Sweeney Todd hat auch noch eine andere, dunkle und habgierige Seite, die nur dann erkennbar wird, wenn man länger und intensiver mit ihm zu tun hat, wie seine Gehilfen.

Und bei der Beseitigung seiner Taten arbeitet er auch noch seit einigen Jahren gewinnbringend mit Mrs. Lovett zusammen, deren köstliche Fleischpasteten Kunden aus ganz London anlocken…


Wie in diesen Groschenheftchen üblich, sind die Figuren allesamt ein wenig überzeichnet, aber genau das macht auch den Reiz der Geschichte aus. Als Zuhörer weiß man zwar sehr schnell, was Sweeney Todd nebenbei treibt, kennt aber noch nicht alle Einzelheiten. Die entfalten sich erst im Verlauf des Hörspiels, so dass man gespannt den Ermittlern folgt, die herausfinden wollen, was mit ihrem Freund und Schiffskameraden passiert ist. Zugleich spielt auch noch das Schicksal eines jungen Liebespaares und die damit verbundene Gabe eine wichtige Rolle.

Die Geschichte mag dadurch zwar vorhersehbar sein, sie ist aber trotzdem spannend gemacht, da auch der Bösewicht den Helden lange einen Schritt voraus ist und ihnen immer wieder entwischt.

Die Umsetzung ist mehr als gelungen, gruselig und stringent, es gibt keine Szene die nichts mit dem Haupt-Plot zu tun hat, Die Sprecher sind sichtlich in ihrem Element und schaffen es den Figuren genau die übertriebene Aura einzuhauchen, die sie auch in der Geschichte haben.

Man hat die Charaktere deutlich vor Augen, vor allem den teuflischen Barbier, dessen Bosheit auch durch die Freundlichkeit trieft, die anfangs noch etwas unerfahrenen Ermittler und die jungen Leute, die dem Treiben hilflos ausgeliefert sind, bis aber auch sie die Chance bekommen, sich zu bewähren.

Soundeffekte und Musik tun ihr Übriges dazu, um die Atmosphäre zu vertiefen und in den Bann zu schlagen. Tatsächlich atmet man am Ende als Zuhörer auf, wenn der Gerechtigkeit Genüge getan wird und das Gute siegt.

„Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ hat alles, was ein gutes Stück ausmacht: eine plastisch inszenierte Geschichte, die das Kopfkino anwirft, gut gelaunte Sprecher, die ganz und gar in ihre Figuren eintauchen und nicht zuletzt eine Handlung mit makabren Untertönen und Spaß an der reinen Sensationslust, die auch heute noch begeistern kann. Das macht es eindeutig zu einem der besten Hörspiele der „Gruselkabinett“-Reihe, wenn nicht sogar zum Besten.