Tad Williams: Der Abschiedsstein – Das Geheimnis der Großen Schwerter 2 (Buch)

Tad Williams
Der Abschiedsstein
Das Geheimnis der Großen Schwerter 2
(Stone of Farewell)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Verena C. Harksen
Klett-Cotta, 2010, Hardcover, 890 Seiten, 24,90 EUR, ISBN 978-3-608-93867-8

Carsten Kuhr

Vor Jahrhunderten wurde der untote Elbenprinz Ineluki von den Menschen aus seinem angestammten Heimat vertrieben. Nun, nach langem, Warten plant er zusammen mit der Nornenkönigin Utuk´ku seine triumphale Rückkehr, mit der er die Herrschaft der Sithi über Osten-Ard erneuern und die Menschen vernichten will. Seine Gesandten haben sich auf dem Hochhorst festgesetzt, seine Magie dafür gesorgt, dass das Reich ein grausamer, nicht enden wollender Winter heimgesucht hat. In Hochkönig Elias und dessen Ratgeber, dem scharlachroten Priester Pryrates, hat er willfähige Helfer gefunden. Alles scheint in seinem Sinne zu laufen.

Doch noch regt sich Widerstand gegen die finsteren Pläne des untoten Elfen. Prinz Joshua Ohnehand wurde zwar von den Nornen aus seiner Festung Naglimund vertrieben, konnte aber das von Simon, einem ehemaligen Küchenjungen mit besonderen Kräften, gerettete zweite magische Schwert „Dorn“ sichern. Zusammen fliehen sie, angeleitet von der Zauberfrau Geloe zum Abschiedsstein, einem der wenigen Orte, der sowohl den Nornen als auch den Sithi heilig ist, und an dem sie hoffen, vor den Nachstellungen sicher zu sein. Auf dem Weg ins vermeintlich sichere Refugium aber fallen sie dem Mark-Than Fikolmij in die Hände ...

Währenddessen sitzt Simon in einer Bergfestung der Trolle fest. Ausgerechnet sein Freund Binabik wurde angeklagt, sein Volk verraten zu haben. Damit noch nicht genug, wartet auch eine versetzte Braut auf den Troll ...

Mirabel, die Tochter des Hochkönigs Elias schließlich irrt zusammen mit dem Mönch Cadrach durch den Süden. Falsche Freunde dienen sich an, Verrat droht und ihrem Ziel, der Sache Joshuas neue Verbündete zuzuführen, kommt sie nicht wirklich näher ...

Im zweiten Band der Tetralogie führt Tad Williams seine Handlung weiter. Erneut wartet ein zwar gereifter, aber immer noch ein wenig ungeschickt agierender Protagonist (Simon) auf den Leser, wobei dessen Rolle vorliegend fast ein wenig in den Hintergrund rückt. Stattdessen konzentriert sich der Autor in den vielen parallel ablaufenden Handlungsfäden darauf, seinen Rezipienten die Welt näherzubringen. Das geht einher mit jeder Menge Cliffhangern, sorgt für Spannung und Faszination. Wir erfahren viel über die unterschiedlichen Kulturen Osten-Ards, seine Bewohner und deren Eigenheiten. Trolle wie Sithi sind faszinierend anders portraitiert und tragen dazu bei, die Atmosphäre des Romans vom Üblichen abzuheben. Hinzu kommen die sehr bewusst eingesetzte Sprache Williams und die, zwar an viele andere Werke erinnernde aber doch letztlich eigenständige, packende Handlung. Die Lektüre des ersten Bandes wird aber vorausgesetzt, ohne diesen zu kennen, wird man der Handlung kaum folgen können. Dass einige liebgewonnene Figuren ihr Leben lassen müssen trägt zur inneren Überzeugungskraft und Tiefe des Romans ebenso bei, wie die Entwicklung der Personen, allen voran Simon Schneelocke, vormals Mondkalb.

Das ist beste High-Fantasy, ein Juwel, ja ein Klassiker des Genres.