Cassandra Clare: Lady Midnight - Die Dunklen Mächte 1 (Buch)

Cassandra Clare

Lady Midnight
Die Dunklen Mächte 1
(Lady Midnight)
Übersetzung: Franca Fritz und Heinrich Koop
Titelbild: Cliff Nielsen
Goldmann, 2017, Paperback, 832 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-442-48704-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Mit ihrer sechsbändigen Urban-Fantasy-Reihe „Die Chroniken der Unterwelt“ gewann Cassandra Clare sehr viele Fans für sich, so dass sie dem von ihr geschaffenen Universum auch weiterhin treu blieb und nach einem Ausflug in die Vergangenheit nun fünf Jahre in die Zukunft springt. „Die Dunklen Mächte“ setzen in einer Zeit an, in der die Schrecken, die Sebastian Morningstar verübt hat, vergessen scheinen. Aber neue Gefahren lauern auf ebenso neue Helden, wie „Lady Midnight“ beweist.

 

Emma Carstairs war noch ein Kind, als die Welt der Schattenjäger von Verrat, Mord- und Totschlag erschüttert wurde. Jetzt aber ist sie erwachsen und eine vollwertige Jägerin, die zusammen mit ihrem Parabatai Julian Blackthorn verhindert, dass finstere Kreaturen der Welt der Menschen schaden und neue Dunkelheit über alle bringt.

Im „Dark War“ hat sie auch ihre Eltern unter mysteriösen Umständen verloren. Die beiden wurden auf grausame Weise ermordet; derjenige, der sie umbrachte, ist bis heute nicht gefunden. Aus diesem Grund hält sie auch immer noch Ausschau nach entsprechenden Spuren. Die scheint sie zu finden, als Menschen auf ähnliche Weise ums Leben kommen wie damals ihr Vater und ihre Mutter.

Das weckt natürlich Emmas Interesse und sie setzt alles daran, um mehr zu erfahren, auch wenn sie alle anderen warnen. Nur Julian hält weiter zu ihr, der treue Freund, der nach und nach mehr für sie wird, als sie merkt, dass sie ihn inzwischen mit ganz anderen Augen sieht. Genau diese beiden Dinge sorgen für weitere Schwierigkeiten, denn zum einen weckt sie Dinge, die besser ruhen sollten, zum anderen begeht sie damit auch ein Verbrechen, das die Gemeinschaft der Schattenjäger nicht dulden kann.


Cassandra Clare bemüht sich durchaus, die Saga um „Die Dunklen Mächte“ auch für Fans lesbar zu halten, die ihre anderen Werke nicht kennen, aber sie bietet auch viele kleine Andeutungen und Hinweise, die Leser nur verstehen können, wenn sie die „Chroniken der Unterwelt“ und auch die „Chroniken der Schattenjäger“ gelesen haben, denn nach und nach verweben sich in dieser Serie die letzten noch offenen Fäden, die sie dort schon ausgelegt hatte.

Man merkt, ein neuer Konflikt, wenn nicht sogar ein Krieg, ist im Anzug, und der geht wohl diesmal nicht von den Schattenjägern aus, sondern von ganz anderer und nicht minder gefährlicher Seite, scheint doch ein anderer nur auf seine Chance gelauert zu haben.

Wieder einmal sind es junge Leute, die mitten in die Probleme hineingeraten, auch wenn sie selbst schon genug eigene haben. Und hier spult die Autorin dann ihr gewohntes Programm ab, das man schon aus den anderen Geschichten kennt. Emma und Julian sind die ersten, die Anzeichen bemerkten, nur glaubt man ihnen als unerfahrene Jungspunde nicht sogleich. Zum anderen bringt sie auch noch die Liebe in einen weiteren Gewissenskonflikt. Auch gibt es eine in sich geschlossene Handlung für diese Geschichte, so dass man am Ende nicht ganz ohne Ergebnisse da steht.

Die Geschichte ist routiniert geschrieben, schafft es zwar, in erster Linie Erwartungen zu erfüllen, entwickelt aber auch Spannung dadurch, dass es immer wieder nicht vorhersehbare Wendungen gibt, die das Geschehen in eine neue Richtung lenken und gefällt durch den sicheren Umgang mit den verwendeten Mythen.

Emma, Julian und die anderen sind allerdings sehr glatt gebügelte Charaktere - eben so gehalten, dass die Leser der Zielgruppe sofort Zugang zu ihnen finden und nicht erst lange rätseln müssen, wen sie mögen und wen nicht. Allerdings erhalten sie dadurch keine nennenswerten Ecken und Kanten.

Alles in allem ist „Lady Midnight“, der erste Band der Serie um „Die Dunklen Mächte“ ein interessantes Abenteuer für alle Leser, die bereits die vorhergehenden Serien von Cassandra Clare gemocht haben. Wer bisher noch keinen dieser Urban-Fantasy-Romane gelesen hat, wird allerdings dann und wann merken, dass ihm das Hintergrundwissen um die Welt und die vorhergehenden Ereignisse fehlt.