James Bond 25: Der Mann von Barbarossa, John Gardner (Buch)

James Bond 25
Der Mann von Barbarossa
John Gardner
(James Bond: The Man from Barbarossa, 1991)
Übersetzung: Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild: Michael Gilette
Cross Cult, 2017, Taschenbuch, 400 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-86425-859-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

„Der Mann von Barbarossa“ ist wohl der letzte James-Bond-Roman von John Gardner, der wie die Filme dieser Zeit nicht mehr auf den altbekannten Feindbildern herumreitet, sondern nun, in Zeiten der Perestroika, neue schafft, die nicht minder gefährlich sind.

 

Eigentlich geht es darum, einen ehemaligen Kriegsverbrecher zu finden und öffentlich abzuurteilen. Ersteres hat bereits eine geheime Terror-Organisation erledigt, die sich selbst „Die Waage der Gerechtigkeit“ nennt.

Nun setzt sie die russische Regierung unter Druck. Sie wollen ihnen den Mann überlassen, wenn man sich dazu bereit erklärt, diesen in einem Schauprozess abzuurteilen und damit die Gräuel zuzugeben, die auch Russen an den Juden begangen haben, als man mit dem Nazi-Regime paktierte und sogar die Ukraine überrennen ließ.

Um diese Forderung durchzusetzen müssen immer wieder hochrangige russische Diplomaten und Botschaftsangehörige sterben.

Da das Ganze nicht bei den Russen halt machen muss, schließen sich einige Geheimdienste zusammen, um die Terror-Organisation in die Mangel zu nehmen und auszuschalten. So kommt es, dass James Bond zu einem Mitglied eines internationalen Teams wird und sogar mit den Erzfeinden aus dem KGB zusammenarbeitet…


Und wie man sich denken kann, steckt natürlich auch mehr hinter allem, als zunächst abzusehen ist - eine politische Dimension, die es in sich hat. Daran merkt man auch, dass der Roman ein Kind seiner Zeit ist, denn mit dem Zerbrechen der Sowjetunion können auch die Verbrechen nicht mehr versteckt werden, die man in und um den Zweiten Weltkrieg begangen hat.

Interessant ist es dabei schon, diesmal gleich eine ganze Gruppe von Geheimagenten miteinander agieren zu sehen. James Bond darf sich nun auch mit den Leuten zusammentun, mit denen er sich früher bekriegt hat, und das führt gelegentlich zu ein paar netten kleinen Randbemerkungen. Ein wenig wird dabei tatsächlich der Ton der damaligen Filme angeschlagen - die Feindbilder haben sich verschoben und sind nicht mehr ganz so klar wie früher.

Wie man sich denken kann, steckt natürlich weitaus mehr hinter den Terroristen, doch genau das ist auch die Schwierigkeit des Buchs. Im letzten Viertel geht Gardner nämlich die Luft aus und er spult den Spionage-Thriller zwar wie gewohnt routiniert ab, spart sich aber sämtliche Überraschungen und interessante Wendungen. Auch das Thema vom Anfang bleibt ein schlichter Aufhänger, aus dem letztendlich nicht mehr gemacht wird. Zwar wird das Problem gelöst, aber auf eine eher langweilige und schlichte Art und Weise. Auch besitzt der Held nicht mehr den Biss, den er einmal hatte.

Alles in allem ist „Der Mann von Barbarossa“, ein durchaus solide geschriebener Spionage-Thriller mit einem James Bond, der Ian Flemmings Darstellung des Helden mit dem Bild aus den Filmen vereint, allerdings zum Ende hin von der Spannung her deutlich schwächelt, weil dem Autor die Ideen auszugehen scheinen.