Manifest Destiny 5: Mneophobia & Chronophobia (Comic)

Chris Dingess
Manifest Destiny 5
Mneophobia & Chronophobia
(Manifest Destiny, Vol. 5, 2016/2017)
Übersetzung: Frank Neubauer
Titelbild und Zeichnungen: Matthew Roberts
Cross Cult, 2017, Hardcover, 128 Seiten, 20,00 EUR, ISBN ISBN 978-3-95981-553-6

Rezension von Christel Scheja

Weiter geht es mit der interessanten Interpretation der historisch belegten Expedition von Captain Meriwether Lewis und Second Lieutenant Clark durch die damals noch unerforschten und unbekannten Weiten des amerikanischen Hinterlandes im Jahr 1804.

 

Der Winter macht es unmöglich, weiter zu ziehen, deshalb beschließt die Expedition in der Nähe der Stämme, mit denen man sich halbwegs angefreundet hat, ein Fort zu errichten, um dort die nächsten Monate zu verbringen.

Die Männer und Frauen sind tatsächlich darüber froh, nicht länger auf dem engen Schiff eingepfercht zu sein, auch wenn das Leben hinter Palisaden noch weniger Überraschungen bereithält. Captain Lewis nutzt die Gelegenheit, um derweil die einheimischen Pflanzen zu studieren und ihre Verträglichkeit selbst auszuprobieren, was ihm Spott einbringt.

Alles scheint friedlich, sie werden von Tieren, Pflanzen und auch einheimischen Menschen in Ruhe gelassen, doch dann geschieht ein Mord und Chaos tritt vermehrt auf. Was ist dafür verantwortlich, was treibt die Menschen in den Wahn? Auch Sacagawea weiß keine Antwort, denn sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, ihre eigenen Ängste zu bekämpfen, denn die Geburt ihres ersten Kindes steht bevor, und sie traut den Weißen weniger als je zuvor.


Man könnte denken, dass die Geschichte nun um Einiges ruhiger werden würde, aber weit gefehlt. Nach dem ruhigen Auftakt, der eher ein paar amüsante Szenen bereithält und sogar einmal etwas wie Alltag erlaubt, schleicht sich das Grauen wieder ein. Die Patrouillen werden angegriffen, die Männer glauben, dass auch hier wieder Wesen lauern, die ihnen zu schaffen machen, oder nehmen an, dass die Indianer ihnen übel wollen - aber weit gefehlt. Der Feind ist nämlich nicht fassbar und viel heimtückischer als gedacht. Um ihn zu bekämpfen, müssen die Helden aufs Ganze gehen und ihren Mut in die Waagschale werfen.

Der Band mag zwar auch horrorlastige Momente bieten, diesmal stehen aber mehr die Ängste, Nöte und Sorgen einzelner Menschen im Vordergrund. Gerade Sacagawea muss sich den Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit stellen und das in einer Zeit, in der sie sich eigentlich auf etwas ganz anderes konzentrieren müsste. Und sie wird dazu gezwungen abzuwägen, wer nun eigentlich Freund und wer Feind ist.

Die Gefahren sind diesmal sehr menschengemacht und erlauben es den Helden auch einmal, andere Facetten ihres Wesens zu zeigen. Dennoch bleiben die Künstler an der Oberfläche, wollen in erster Linie eine unterhaltsame Geschichte mit Gruselfaktor erzählen und Lust auf Mehr machen - etwas, was ihnen auch ausgezeichnet gelingt, als es hart auf hart kommt. Gleichzeitig wird auch ein wenig von dem Flair der Zeit eingefangen - dem Denken und Fühlen der Weißen, die sich manchmal wie Trampel durch die neue Welt bewegen und nur selten bereit sind, auf die Ureinwohner zu hören.

„Manifest Destiny“ ist auch im fünften Band eine Geschichte, die handfesten Horror und viel Action mit ein paar Charakter-Momenten und sehr vielen phantastischen Ideen zu verbinden weiß, die die Handlung auch weiterhin unberechenbar und spannend macht.