Uncanny Avengers 5 (Comic)

Gerry Duggan
Uncanny Avengers 5
(Uncanny Avengers (2015 II) 18-23, 2017)
Übersetzung: Michael Strittmatter
Titelbild: Steve McNiven
Zeichnungen: Pepe Larraz, Kevin Libranda, Rodrigo Zayas u.a.
Panini, 2017, Paperback, 140 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0431-6

Rezension von Irene Salzmann

Nachdem Cyclops unter dem Einfluss des Phoenix‘ Professor Xavier getötet hatte, stahl Red Skull das Gehirn des Telepathen und ließ sich den telepathischen Sektor implantieren, um diese Kräfte für seine Zwecke zu nutzen. Bislang versuchten die X-Men und ihre Verbündeten vergeblich, Red Skull zu überwältigen und den Missbrauch der Gabe zu unterbinden.

Längst hat der Verbrecher die Uncanny Avengers/Avengers Unity Division unter seine mentale Kontrolle gezwungen und plant, die neuen Marionetten dazu zu benutzen, Chaos über die Vereinigten Staaten zu bringen und seine Machtansprüche auszubauen. Allein Rogue konnte die Übernahmeversuche bislang abwehren, aber sie tappt in Red Skulls Falle, als sie ihn stellen will.

Der Einzige, der jetzt das Blatt noch zu wenden vermag, ist Deadpool, dessen Verstand so konfus ist, dass Red Skull ihn nicht manipulieren kann. Rogue erhält daraufhin den Befehl, ihren Kameraden zu töten…


Es passt ganz gut zum aktuellen „Deadpool“-Hype, dass ausgerechnet er, mit dem eigentlich keiner aus dem Team wirklich zusammenarbeiten mochte, die letzte Chance der Avengers und Amerikas ist, nachdem Red Skull Quicksilver, Human Torch, Doctor Voodoo, Synapse, Wasp, Cable und schließlich Rogue in seine Gewalt gebracht hat. Stehen in Deadpools eigenen Serien der morbid-abgedrehte Humor an erster Stelle, agiert er als Mitglied diverser Teams für gewöhnlich ernsthafter, weniger übertrieben, dem Inhalt des Titels angemessen.

Rogue, die als ehemaliges Mitglied der Brotherhood of Evil Mutants lange von den X-Men ausgegrenzt wurde, hat nach anfänglichen Reibereien erkannt, dass sich Deadpool geändert hat, er gern das Richtige tun und ein Held sein will, was ihm nur nie so ganz gelingt. Sie schenkt ihm ihr volles Vertrauen, und das erweist sich letztlich als ausschlaggebend dafür, dass Red Skull besiegt wird.

Deadpool überrascht damit, dass er gute Ideen hat und es schafft, einige Helfer dazu zu bewegen, ihre Ressentiments zurückzustellen und ihm zu folgen. Tatsächlich sieht Spider-Man, anders als Rogue, in Deadpool keinen Freund, obwohl auch er weiß, wie es ist, wenn andere Helden voller Misstrauen sind und ihn sogar als vermeintlichen Schurken jagen. Von daher hätte man von ihm sehr viel mehr Verständnis und Entgegenkommen erwartet.

Diese sich unterschiedlich entwickelnden Beziehungen der ehemaligen und aktuellen Team-Mitglieder sind mindestens so interessant wie der dramatische Kampf gegen den Red Skull beziehungsweise das Aufeinandertreffen von Deadpool und der manipulierten Rogue, das sehr brutal inszeniert wurde, selbst wenn man weiß, dass seine Selbstheilungskräfte Deadpool früher oder später wieder in einem Stück auftreten lassen.

Obwohl es nicht ihre Schuld war, kann Rogue das Geschehene nicht auf sich beruhen lassen, zumal sie fürchtet, dass Deadpool sie nun hasst. Nach dem grausamen Kampf ist der Kontrast umso intensiver, als die Kameradschaft die Schwelle zu sehr viel mehr überschreitet. Leider gibt es eine unerwartete Störung, und so bleibt einstweilen alles offen.

Und natürlich werden die Weichen für kommende Konflikte gestellt, denn ausgerechnet jemand, dem alle vertrauen, scheint ein Verräter zu sein.

Da zwei Zeichner am Werk waren, wirkt der Band etwas uneinheitlich, wobei die Seiten von Pepe Larraz die gefälligeren Bilder liefern. Nach wie vor hat es noch keiner geschafft, Rogue ein hübscheres Kostüm zu verpassen, und ihre aktuelle Frisur lässt sich mit einem Wischmopp vergleichen. Wer sich noch erinnert, wie sie aussah, als Jim Lee die „X-Men“ illustrierte, denkt mit Wehmut an diese Ära (um 1990) zurück.

Ein spannendes Paperback mit viel Action, Drama, unerwarteter Romantik und etlichen Überraschungen - eine Lektüre, die den Leser auf mehreren Ebenen packt.