Matthew Reilly: Das Turnier (Buch)

Matthew Reilly
Das Turnier
(The Tournament)
Übersetzung: Manfred Sanders
Titelillustration von Dean Samed
Festa, 2017, Paperback, 408 Seiten, Euro 13,99, ISBN 978-3-86552-564-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Jan Niklas Meier

Im Jahr 1546 lädt Sultan Süleyman der Prächtige zu einem großen Schachturnier nach Konstantinopel. Vertreter aller großen europäischen (und auch einiger außereuropäischer) Höfen werden in die Hauptstadt des Osmanischen Reichs geladen, um ihre spielerischen Fertigkeiten unter Beweis zu stellen. Während die Einladungen verschickt werden, bricht in England wieder einmal die Pest aus - Grund genug, um sich am Königshof darüber Gedanken zu machen, wo man die wertvollen royalen Kinder in Sicherheit bringen kann.

Elisabeth, jüngstes Kind Heinrichs VIII., bekommt diesbezüglich allerdings keine sonderlich große Aufmerksamkeit, ihr Rang in der Thronfolge ist offenbar zu gering. Ihr Lehrer, Roger Ascham, verfällt deshalb auf den Gedanken, sie zu besagtem Turnier mitzunehmen. So reisen also Elisabeth, ihr Lehrer, ihre Freundin Elsie sowie natürlich Mr. Giles, der englische Schach-Champion, in die Stadt am Bosporus. Dort angekommen, wird die Gesandtschaft in rätselhafte Mordfälle, Palastintrigen und - zumindest was Elsie betrifft - auch in die eine oder andere Orgie verwickelt.


Reilly hat mit „Das Turnier“ einen gut recherchierten Historischen Roman vorgelegt, der durchaus zu unterhalten weiß. Insbesondere die Ermittlungen Aschams und Elisabeths laden zum Miträtseln ein. Ascham agiert dabei nachvollziehbar, ist vorsichtig und stets darauf bedacht, den mächtigen Sultan nicht zu verärgern. Da der Roman aber aus der Perspektive Elisabeths geschrieben ist, kommt der Leser in den Genuss ihrer Gedanken, die von Unverständnis über kindliche Verärgerung bis hin zu taktischen cleveren Gedankenspielen reicht. Der Autor - sonst eher bekannt für Aneinanderreihungen von Action-Szenen - versteht es, einen spannenden Plot zu weben, den er am Ende zu einer logischen Auflösung bringt. Ob man Reilly nun unbedingt mit Umberto Eco vergleichen sollte, wie es auf dem Buchumschlag geschieht, soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden…

Als etwas störend stellt sich das teils entnervende Herumgereite auf der katholischen Kirche dar: Klar, wir alle wissen, was der mittelalterlich-frühneuzeitliche Klerus in seiner Dekadenz so angestellt hat, war ganz sicher nicht immer christlich. Und ja, auch an Knaben haben sich die Priester vergangen - ganz sicher aber nicht auch nur annähernd in einem Ausmaß, wie es hier präsentiert wird. Natürlich ist ein Historischer Roman kein Sach- oder Fachbuch (immerhin geht es ja um ein fiktives Schachturnier) und hat alle Freiheit, die Historie den Bedürfnissen des Plots unterzuordnen, aber auch innerhalb der Erzählung wird der Kirche hier vielleicht etwas zu viel Perversion und Dekadenz gegönnt.

Abseits dieser Kritik ist „Das Turnier“ ein wirklich spannender Krimi, der weitestgehend ohne Logiklöcher daherkommt, schön geschrieben ist und ein farbenprächtiges Gemälde des frühneuzeitlichen Konstantinopels zeichnet.