Sherlock Holmes 32: Der griechische Botschafter (Hörspiel)

Marc Gruppe & Sir Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes 32
Der griechische Botschafter
Sprecher: Joachim Tennstedt, Detlev Bierstedt u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2017, 1 CD, ca. 56 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5547-1

Rezension von Christel Scheja

„Der griechische Dolmetscher“ erschien erstmals im September 1893 im „Strand Magazine“ und später in der Geschichtensammlung „Die Memoiren des Sherlock Holmes“. Marc Gruppe adaptiert also weiterhin die Geschichten um den Meisterdetektiv in der Reihenfolge, in der die Leser die Geschichten auch damals zu lesen bekamen.

 

Obwohl Doktor Watson glaubt, seinen Freund gut zu kennen, so wird er von diesem doch immer wieder überrascht. So erfährt er erst jetzt, nach Jahren, dass Sherlock Holmes einen älteren Bruder namens Mycroft hat. Und da es sich gerade anbietet, darf Watson diesen kennenlernen. Er scheint eine Aufgabe für die Beiden zu haben, bittet doch Mr. Melas, ein ihm bekannter griechischer Übersetzer, dringend um Hilfe. Der wurde in einer Nacht und Nebelaktion entführt - und die Absichten der Männer, die ihn zwangen zu dolmetschen, sind mehr als kriminell, weil ein Leben in Gefahr ist. Es ist Ehrensache, dass Sherlock die Sache übernimmt.


Diese Folge ist gleich in mehrerlei Hinsicht interessant. Auf der einen Seite löst Sherlock Holmes einen äußerst verzwickten aber auch bösen Fall mit einem Ausgang, den man so nicht erwartet hat. Auf der anderen Seite hat nun auch Mycroft Holmes, der ältere Bruder, einen Auftritt.

Da das Verhältnis zwischen ihnen anfangs etwas ausgelotet wird, um die Kommentare des Meisterdetektivs zu untermauern, kommt die eigentliche Aufklärung etwas zu kurz. Das ist in diesem Fall aber nicht ganz so bedauerlich, da man als Zuhörer zusammen mit Doktor Watson das Spiel zwischen den Brüdern amüsiert beobachten kann. Da wird das Verbrechen, das im Hintergrund geschieht, schon einmal zur Nebensache, gerade weil man nicht wirklich in das Geschehen eintauchen kann, die Gegenspieler zwar Stimme erhalten, aber irgendwie nicht in Erinnerung bleiben.

Die Sprecher schaffen es wieder einmal, ihren Figuren Leben einzuhauchen, auch wenn man fast schon das Gefühl hat, das Mycroft Holmes sehr behäbig und fast schon nett wirkt, weil ihm ein wenig der Biss in der Stimme fehlt - aber dafür kann man sich umso besser seine Leibesfülle und die damit verbundenen Schwierigkeiten vorstellen.

Interessant sind auch die Methoden, mit denen die Verbrecher aus ihren Versteck gelockt werden sollen - hier wird wieder einmal deutlich daran erinnert, in welcher Zeit die Geschehnisse eigentlich spielen und welchen Stellenwert damals die Zeitungen hatten.
Soundeffekte und Musik vertiefen die viktorianische Atmosphäre und sorgen für das richtige Ambiente.

„Der griechische Dolmetscher“, das neueste Hörspiel der „Sherlock Holmes“-Reihe, lebt vor allem durch die Interaktion der Helden mit dem Bruder des Meisterdetektivs, der hier seinen ersten, teilweise recht amüsanten Auftritt hat. Der Fall bleibt allerdings eher Nebensache.