Frances H. Burnett: Der geheime Garten (Hörspiel)

Marc Gruppe & Frances H. Burnett
Der geheime Garten

Titania Special 13
Sprecher: Bodo Primus, Uschi Hugo, Dagmar von Kurmin u.a.
Titelbild: Firuz Askin
Titania Medien, 2017, 1 CD, ca. 76 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5364-4

Rezension von Christel Scheja

Wie in jedem Jahr erscheint kurz vor Weihnachten ein „Titania Special“, in dem Marc Gruppe einen Kinderbuchklassiker in ein Hörspiel umsetzt. Und dabei sind es nicht unbedingt die Märchen und Geschichten, die jeder kennt und schon in unterschiedlichen Versionen gesehen oder gehört hat. „Der geheime Garten“ von Frances H. Burnett dürfte gerade in den letzten Jahren ziemlich in Vergessenheit geraten sein.

 

Weil ihre Eltern an Cholera gestorben sind, muss die zehnjährige Mary Lennox nun in England bei ihrem Onkel Archibald leben, über den sie so gar nichts weiß. Zunächst fällt es dem Mädchen, das bisher nur das bequeme Leben als Tochter eines britischen Kolonialbeamten führte, schwer sich auf dem einsam gelegenen Landsitz zurechtzufinden, auf dem sie meistens sich selbst überlassen wird. Die Angestellten haben zwar ein Auge auf sie, aber auch nur wenig Zeit, sich mit ihr zu beschäftigen.

Nach und nach gibt das Mädchen seine ablehnende Haltung auf. Ein Rotkehlchen und ein alter Gärtner bringen ihr die Geheimnisse des Anwesens näher und Mary findet bald ihren Platz an diesem verwunschenen Ort, vor allem als sie den geheimen Garten entdeckt und damit eine Kette von Ereignissen los tritt.


Wie viele Geschichten aus der viktorianischen Zeit so hat auch diese Geschichte etwas Belehrendes, rüttelt aber gleichzeitig auch nur wenig an den gesellschaftlichen Strukturen. Mary Lennox erweist sich als die klassische Heilerin, auch wenn sie jeden Grund dazu hat, weiß sie doch, was Verlust ist. Doch je mehr sie sich öffnet, desto mehr erwacht auch ihre mitfühlende Seite. Allerdings erst nachdem sie auf den richtigen Weg geschickt wurde.

Die Handlung verläuft eher ruhig, schafft es aber immer wieder durch die kleinen Szenen zu berühren, in denen an menschliche Gefühle wie Aufmerksamkeit und Fürsorge erinnert wird. Denn das Mädchen ist die Chance, dass auch zwei andere Personen ihren Verlust nach vielen Jahren endlich verarbeiten. Als dieser Punkt erreicht wird, endet die Geschichte zwar abrupt, aber das Wesentliche ist gesagt.

Das Ganze hat ein paar Anklänge, die man auch in „Heidi“ findet. Die Natur bietet die Heilung von seelischen Wunden und einen Neuanfang bei Dingen, die man verloren glaubte. Und hier kommt noch ein Hauch Magie dazu.

Die Sprecher machen ihre Arbeit gut, auch wenn die Jugendlichen etwas älter wirken, als sie sind. Aber das ist ohnehin immer schwierig umzusetzen, da es nur wenige junge Talente mit Kinderstimmen gibt. Auch Musik und Soundeffekte bringen Ambiente, versetzen den Zuhörer  auf das Landgut.

Alles in allem ist die Geschichte ein ruhiger aber eindringlicher Appell an Dinge, die gerade in unserer heutigen Zeit an vielen Kindern immer mehr vorüber gehen und oft nicht einmal mehr von den Eltern vermittelt werden: Der Blick auf kleine Dinge, die Liebe zur Natur und das liebevolle und fürsorgliche miteinander. All das findet sich in „Der geheime Garten“, einer einfachen aber doch fast zeitlosen Geschichte.