Kendare Blake: Die Schwestern - Der Schwarze Thron 1 (Buch)

Kendare Blake
Die Schwestern
Der Schwarze Thron 1
(Three Dark Crowns)
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Titelbild: Isabelle Hirtz
Penhaligon, 2017, Paperback mit Klappenbroschur, 448 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-7645-3144-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Kennen Sie Märchen? Nun, ich meine jetzt beileibe nicht die weichgespülten Erzeugnisse aus den Studios von Disney und Co., ich beziehe mich auf die historischen Geschichten à la Brüder Grimm. Das waren Erzählungen, die Jung wie Alt den Schlaf rauben konnten, die reihenweise für Albträume gesorgt haben. Kenrdare Blake erzählt eine neue, nicht minder verstörende Geschichte, ein modernes Fantasy-Märchen, weit ab von der so bekannten und beliebten Helden-Queste.

 

Einst waren sie Schwestern, Drillinge die dereinst den Thron des Inselkönigreichs Fennbirn besteigen werden. Allerdings nicht alle drei, versteht sich, es kann nur eine Königin geben. Wie seit Alters her werden auch die Nachkommen der Königin mit magischen Gaben geboren. Die Überlieferung erzählt jeweils von großen Königinnen, die ihre Macht dazu nutzen, das Reich zu sichern und zu erhalten. Unsere drei Prinzessinnen wurden schon als Kind den Clans zur Ausbildung anvertraut. An ihrem sechzehnten Geburtstag wird entscheiden, wer auf dem Schwarzen Thron platzt nimmt - diejenige, die ihre Schwestern erfolgreich umbringt nämlich!

Katharine wird vom Clan der Giftmischer, die die letzten Königinnen in Folge gestellt hatten, auf die Prüfung vorbereitet. Dass ihre Gabe noch nicht erwacht ist, dass sie schwach und empfindlich auf die ihr verabreichten Gifte reagiert, lässt Schlimmes für den Clan erahnen. Doch man kann dem Glück ja ein wenig nachhelfen, so man denn skrupellos und niederträchtig genug ist - schließlich gilt es den Machtanspruch zu sichern.

Arsinoe hat sich noch an keinen tierischen Partner gebunden. Wird sie überhaupt die Gabe entwickeln, mit einem Familiar zu verschmelzen? Zum Glück hat sie treue Freunde, die ihr beistehen.

Eigentlich scheint das Rennen bereits gelaufen. Bei Mirabella von den Elementarwandlern ist ihre Gabe voll erblüht, selten war eine Prinzessin der Elementarwandler derartig kräftig und versiert - auch wenn ihre Abneigung, ihre Schwestern zu töten immer deutlicher zutage tritt, ahnt sie, dass sie am Abend der Zeremonie die besten Chancen auf einen Sieg hat.

Doch dann kommt alles ganz anders.


Titel, von denen sich der Verlag besonders viel verspricht, erschienen statt bei Blanvalet im Schwester-Imprint Penhaligon. Von Kendare Blakes „Schwarze Thron“-Saga ist man beim Verlag mehr als überzeugt. Nicht nur die äußere Gestaltung des Buchs mit reichhaltiger Prägung und Spot-Lackierung, auch die begleitenden Werbemaßnahmen legen hier beredt Zeugnis ab.

Und wirklich erwartet den Leser ein ungewöhnlicher Ansatz. In den drei, die jeweilige Schwester beleuchtenden Handlungsebenen werden diese, ihre Welt, die Clans und besonderen Begabungen vorgestellt. Das hat viel mit politischen Ränkespielen, mit Intrigen und Machtkalkül zu tun, erinnert gerade in der alltäglich wirkenden Brutalität ein wenig an George R. R. Martin, geht inhaltlich aber ganz andere, eigene Wege.

Zunächst ist der Leser ob der ständigen Wechsel der Perspektiven etwas verwirrt, findet sich dann aber auf den unterschiedlichen Bühnen schnell zurecht. Im Verlauf des Buchs werden die ungewöhnlichen Gaben näher beleuchtet, wird das Bild des politischen Zwists um Macht, Einfluss und Reichtum immer deutlicher. Der Plot entwickelt, so man sich auf das Ränkespiel einlässt, Sog-Charakter, zumal die Autorin immer noch eine unerwartete Wendung für uns bereit hält.