Lucky Luke - Die Gesamtausgabe 1957 - 1958 (Comic)

Rene Goscinny & Morris (Maurice de Bévère)
Lucky Luke - Die Gesamtausgabe 1957 - 1958
Übersetzung: Gudrun Penndorf M. A.
Mit Vorworten von Horst Berner
Ehapa, 2004, Hardcover, 160 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-7704-2143-5

Rezension von Irene Salzmann

In eine seiner Geschichten baute Morris, so das Vorwort von Horst Berner, die historische Dalton-Bande ein, der, wie man weiß, kein gutes Ende beschieden war. Nachdem der Comic-Künstler die Figuren gemäß der Historie ins Gras hatte beißen lassen, führte die positive Resonanz der Leser dazu, dass er eine neue Dalton-Bande bildete, bestehend aus den Cousins von Bob, Grat, Bill und Emmett: Joe, Jack, William und Averell, die ihren Vorbildern jedoch in keiner Weise das Wasser zu reichen vermögen. Um sich mit Lucky Luke anlegen zu können, müssen sie erst ein hartes Training absolvieren. Aber ob das reicht gegen den Mann, der schneller schießt als sein Schatten?

Die ebenfalls historische Persönlichkeit Roy Bean lieferte die Vorlage für die Story „Der Richter“. Lucky Luke geht hier seinem eigentlichen Metier als Cowboy nach, wird dann jedoch vom Richter als Viehdieb bezichtigt und wie jeder andere abgezockt. Erst das Auftauchen eines Konkurrenten um die Macht in Langtry und dann der Kavallerie bewirkt, dass der Richter einlenkt.

Da die Siedler nach immer mehr Land verlangen, kauft die Regierung den Indianern Oklahoma ab. Um jedem die gleiche Chance auf ein gutes Grundstück zu ermöglichen, soll eine Art Rennen stattfinden. Lucky Luke kommt die Rolle des Beobachters zu, der Betrügereien verhindern soll.


In allen Geschichten steckt mehr als nur ein Körnchen realer Begebenheiten, aber die Unterhaltung der Leser war Autor und Zeichner wichtiger als die getreue Nacherzählung der Geschehnisse. Dementsprechend darf man sich wieder köstlich amüsieren über die Naivität und bemühte Bosheit der Daltons, die quasi gespaltene Persönlichkeit eines Richters, der Vieles für sich, aber durchaus auch Gutes für andere tut, und den Egoismus der Siedler und Glücksritter, die nicht unbedingt das bekommen, was sie sich erträumt haben, obschon einige über sich hinauswachsen.

Lucky Luke ist hier noch nicht ganz so markant gezeichnet und darf sogar noch rauchen, aber das stört keinen, der Spaß an den satirischen Erzählungen hat. Interessant sind auch die Anmerkungen von Horst Berner, die einen Blick hinter die Kulissen erlauben.

Junge und alte Freunde des frankobelgischen Funnys werden eine vergnügliche Lesezeit mit diesem Hardcover-Album haben, der sich vor allem an treue Sammler wendet.