Sherlock Holmes 28: Eine Studie in Scharlachrot (Hörspiel)

Marc Gruppe & Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes 28
Eine Studie in Scharlachrot
Sprecher: Joachim Tennstedt, Detlev Bierstedt, Regina Lemnitz, Patrick Bach u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2017, 2 CDs, ca. 117 Minuten, ca. 9,99 EUR ISBN 978-3-7857-5385-9

Rezension von Christel Scheja

„Eine Studie in Scharlachrot“ unterbricht die Adaption der „Memoiren des Sherlock Holmes“ aus dem „Strand Magazine“ und widmet sich dem erstmals 1887 im "Beeton's Christmas Annual" erschienenen gleichnamigen Roman, der das erste Aufeinandertreffen der späteren Freunde Holmes und Watson schildert.

 

John Watson kehrt, schwer angeschlagen und verletzt, aus dem Afghanistan-Krieg zurück, in dem er als Militärarzt diente. Ohne wirkliche Perspektiven und nur mit einer kleinen Pension ausgestattet, weiß er nicht so recht, was er tun soll, zumal Wohnungen in London fast unbezahlbar sind. Ein Freund aus alten Tagen macht ihn mit Sherlock Holmes bekannt, einem freischaffenden Detektiv, der einen Mitbewohner sucht.

Watson ist gleich fasziniert von dem erstaunlich scharfsinnigen Mann und nimmt das Angebot an. Schon bald wird er mit in die Arbeit seines neuen Wohnungskollegen verwickelt, der dann und wann auch der Polizei unter die Arme greift und derzeit einem seltsamen Mordfall nachgeht, der sich ganz offensichtlich in Mormonen-Kreisen abgespielt hat.


Nicht ganz werkgetreu, aber dem Tenor der anderen Hörspiele angepasst, setzt Marc Gruppe diesen Roman von Sir Arthur Conan Doyle um. Er konzentriert sich dabei bewusst auf das Kennenlernen der beiden Helden und nimmt sich sehr viel Zeit dafür, der Fall gerät dadurch eher ins Hintertreffen und kommt erst auf der zweiten CD etwas mehr ins Spiel. Die Geschichte ist spannend aufbereitet und gelegentlich auch mit einigen humorvollen Momenten ausgestattet, so dass Abwechslung garantiert ist.

Die beiden Hauptfiguren zeigen diesmal auch andere Facetten ihres Wesens. Sherlock Holmes ist nicht so kühl und emotionslos, wie man ihn aus früheren Hörspielen kennt, diesmal beweist er auch durch zwei heftige Wutausbrüche, dass er sehr menschliche Züge hat. Und Doktor Watson tritt anfangs sehr niedergeschlagen und depressiv auf, entwickelt erst später die fröhliche Gelassenheit, die man von ihm kennt. Die anderen Sprecher gehen ebenfalls in ihren Rollen auf und machen Spaß, erstmals lernt man auch zumindest den Anführer der „Baker Street Boys“ kennen, der Straßenjungen-Gang, die Holmes gelegentlich Informationen zuträgt.

Und man kann sagen was man will, gerade der dezente Einsatz von Musik und Geräuschen sorgt für die passende Atmosphäre und lässt den Zuhörer ohne viel Mühe in das jeweilige Szenario eintauchen. Als augenzwinkernde Hommage an die modernen Ausprägungen des Meisterdetektivs darf wohl das Titelbild dienen, das Sherlock Holmes ein wenig wie Benedict Cumberbatch aussehen lässt.

Auch die neueste Episode der „Sherlock Holmes“-Hörspiele von Titania Medien bietet wieder gute und kurzweilige Unterhaltung, die diesmal ausführlich zu den Anfängen zurückkehrt und beschreibt, wie die Freundschaft und Zusammenarbeit von Holmes und Watson ihren Anfang nahm.