Die Scareman-Saga 3: Herr des Meeres, Herr des Blutes, Dirk van den Boom (Buch)

Die Scareman-Saga 3
Herr des Meeres, Herr des Blutes
Dirk van den Boom
Titelbild: Emmanuel Henné
Atlantis, 2016, Paperback, 100 Seiten, 6,90 EUR, ISBN 978-3-86402-328-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Um am Leben und aktiv zu bleiben, lässt sich der Soldat Jonathan Savcovic nach einer Erkrankung für das Scareman-Projekt anwerben. Ausgestattet mit einem Androidenkörper soll er künftig Einfluss auf die Entwicklung der Akkari nehmen, ein Volk von Echsen-Abkömmlingen, das in den 265 Jahren, die Savcovics mittlerweile auf Akkar weilt, deutliche Fortschritte verzeichnen konnte.

Und genau das muss Savcovic verhindern beziehungsweise hinauszögern, denn die aufstrebenden Akkari könnten eines Tages, wenn sie die Raumfahrt beherrschen, zu Feinden der Menschen werden, vor allem wenn sie unter den Einfluss der Ek-ek geraten. Eines der feindlichen Schiffe ist auf Akkar havariert, und seine Crew ist bemüht, die Akkari zu fördern, damit die Gestrandeten irgendwann diesen Planeten verlassen können.

Die Bemühungen beider Parteien bleiben nicht gänzlich unbeobachtet. Tatsächlich gibt es einzelne Akkari, die mehr, wenn auch nichts Genaues wissen und im Sinne von Savcovic oder den Ek-ek handeln, ohne eine Ahnung zu haben, dass sie lediglich Marionetten in einem größeren Spiel sind.

Nach einer Schlafphase wird Savcovic von dem Computer Max geweckt, damit er den Piraten Gjolar ausschaltet, der dabei ist, den Schiffbau und die Waffentechnik zu revolutionieren. Als Sklave getarnt, infiltriert Savcovic das Piratennest, um Sabotage zu verüben. Doch Tomarr, der Fürst von Hadin, der die Meere sicherer machen will, kommt ihm durch einen Angriff zuvor. Allerdings gehört zu seinen Leuten ein Akkari, der Savcovic erkennt und ihn aufhalten will, um Gjolars Technologie vor der Vernichtung zu bewahren…


Ähnlich wie Atlan aus „Perry Rhodan“ und dem gleichnamigen Spin-off verbringt Hauptfigur Jonathan Savcovic in aller Einsamkeit, sieht man von dem Computer Max ab, Generationen in einer Station, die im Orbit um den Planeten Akkar kreist. Wann immer Max es für notwendig hält, wird Savcovic geweckt, um seinen Auftrag zu erfüllen: den Fortschritt der Akkari möglichst lang aufzuhalten.

Dass er nicht wird verhindern können, dass sich die Echsenwesen weiterentwickeln, ist ihm längst klar. Er vermag dies allenfalls einige Jahrhunderte zu verzögern - oder die Vernichtung Akkars durch eine Novabombe. Obwohl er seiner Pflicht nachkommt und dabei die Zahl der Opfer klein zu halten versucht, plagt ihn zunehmend sein Gewissen.

Savcovic ist kein eiskalter Killer. Auch diesmal bedauert er, dass er einen intelligenten Mann wie den Pirat Gjolar töten muss. Sogar das Schicksal seines Gegenspielers Selbon, der unwissentlich für die Ek-ek arbeitet, geht ihm nah. Doch er hat keine Wahl, da sonst Max, der nicht nur Helfer sondern vor allem Aufpasser ist, erst Savcovic und dann die Akkari auslöschen würde.

Das hält den Scareman jedoch nicht davon ab, über seine Situation und Aufgabe nachzudenken und sein dadurch zweites Leben zunehmend kritisch zu sehen. Diese Reflektionen sind wichtig, um den Protagonisten nicht unsympathisch ob seines grausamen Jobs erscheinen zu lassen. Allerdings müssen sich diese Momente in Grenzen halten, um die Handlung von ca. 100 Seiten pro Band nicht auszubremsen und im Monolog versacken zu lassen. Denn die Serie soll vor allem unterhalten. Dementsprechend begleitet man Savcovic (wie Atlan) auf seiner Reise durch die Zeit und erlebt mit ihm einige wesentliche Entwicklungsschritte der Akkari mit, die in diesem Band mehr an die Wikinger als an die (in Hinblick auf den vorherigen Roman) zeitlich näher liegenden Seefahrer-Nationen der Antike erinnern. Die Kultur wird knapp und aufs Wesentliche fokussiert umrissen, da keine Lektion in Geschichte geplant ist. Kampfsequenzen sorgen für Action und Spannung: Kann Savcovic trotz all dem seinen Auftrag ausführen?

Parallel werden in kurzen Szenen die Probleme der Ek-ek thematisiert, die ein interessantes Konfliktpotential mitbringen, das später gewiss Auswirkungen auf Savcovics Arbeit haben wird, mehr oder minder direkt. Eine reizvolle Idee, die man aus der Tierwelt kennt, hier aber nicht ausführen möchte, um die Überraschung zu wahren.

Im Rahmen des geringen Heftumfangs schlägt sich Dirk van den Boom hervorragend. Er schreibt knapp, präzise und ohne Schwafelei, bringt die Handlung auf den Punkt, wobei er Spannung und Reflektion gleichermaßen berücksichtigt. Man kann sich immer besser mit Savcovic identifizieren, je kritischer er seinen Job sieht. Wer mag, kann im weiteren Sinn Parallelen zur Realität entdecken - aber das wären dann natürlich ‚Verschwörungstheorien‘…