Fairest 6: Der Schrei nach Zauberei (Comic)

Mark Buckingham, Bill Willingham
Fairest 6
Der Schrei nach Zauberei
(Fairest Vol. 5, 27-33, 2015)
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Titelbild: Adam Hughes
Zeichnungen: Russ Brown, Meghan Hetrick, Andrew Pepoy, Andrew Dalhouse u.a.
Panini, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 164 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-95798-706-8

Rezension von Irene Salzmann

Während Snow White um ihren ermordeten Mann Bigby Wolf trauert, ist ihre Zwillingsschwester Rose Red damit beschäftigt, ein neues Camelot zu erschaffen. Turniere sollen darüber entscheiden, wer würdig ist, ein Ritter der Tafelrunde zu werden. Zu den Kandidaten zählt auch der Fuchs Reynard, dem es ein Zauber ermöglicht, sich bei den Kampfübungen in einen Mensch zu verwandeln.

Entsprechend verstimmt darüber sind jene Fables, die auf der Farm leben müssen, weil sie in ihrer Tier- oder Pflanzengestalt nicht nach Fabletown dürfen, denn die Normalos sollen nicht von der Existenz dieser Gäste erfahren, die seit Generationen unerkannt unter ihnen leben. Um die Unzufriedenen bei Laune zu halten, veranstaltet Rose  eine Lotterie, und den Gewinnern soll durch Magie eine Gestalt verliehen werden, die es ihnen erlaubt, sich die spannende Welt außerhalb der Farm anzusehen.

Unterdessen hat sich Reynard mit seinem taktlosen Werben um Snow ordentlich in die Nesseln gesetzt. Ihre Tochter Blossom lädt den Fuchs fern von seinem Heim ab, wo er von der Farmerstochter Meghan gefunden wird, die ihn buchstäblich für ein Geschenk des Himmels hält. Die beiden verlieben sich ineinander, müssen jedoch vor dem Onkel und dem Cousin des Mädchens fliehen. Kurz darauf merkt Meghan, dass sie schwanger ist und entweder ein Kind oder einen Fuchswelpen in sich trägt…


Der vorliegende ist zugleich der letzte „Fairest“-Band und chronologisch vor „Fairest“ 4 und nach „Fables“ 23 einzuordnen. Die kurze Sidestory am Ende ergibt tatsächlich erst richtig Sinn, wenn man im Anschluss „Fairest“ 4 liest, nimmt dann jedoch die Auflösung vorweg.

Der Fokus gilt den Geschehnissen auf der „Fables“-Farm und stellt die dort lebenden Tiere und Pflanzen in den Mittelpunkt, die für gewöhnlich keine großen Handlungsanteile in den diversen „Fables“-Serien haben. Man erfährt einmal mehr von ihrer Unzufriedenheit mit ihrem Schicksal, denn sie fühlen sich wie Gefangene und diskriminiert, weil sie nicht dieselben Möglichkeiten haben wie Fables, die eine menschliche Gestalt annehmen können. Zu allem Unglück gießt Reynard auch noch Öl ins Feuer, indem er mit seinen Abenteuern in der Normalo-Welt prahlt, weil er sich in einen Mann zu verwandeln vermag. Daraufhin versucht Rose Red, die Laune der Rebellierenden zu verbessern, doch das geht gründlich schief, denn jene, deren Los nicht gewonnen haben, glauben, dass andere bevorzug würden, und als sich einer heimlich an dem Zauber zu schaffen macht, läuft die Situation gänzlich aus dem Ruder.
In dieses unerwartete Chaos führt Reynard seine Familie, nachdem er für seine Arroganz, Prahlerei und Dreistigkeit erst eins auf den Deckel bekommen hat, aber dann doch alles zum Guten wenden konnte, denn letztendlich ist er kein übler Kerl. Und Meghans Verwandtschaft hat er unwissentlich auch noch dabei.

Auf heitere Weise thematisiert der Band, dass es Probleme schafft, wenn man nach etwas strebt, das eigentlich unerreichbar ist beziehungsweise wenn man vorgibt, mehr zu sein, als man wirklich ist. Natürlich kann man sich weiterentwickeln und soll sich sogar Ziele setzen, aber eben innerhalb eines realisierbaren Rahmens.

Die Zeichnungen sind gefällig und runden den Band gelungen ab.

Da eine vollständige Story erzählt wird (Sidestory ausgenommen), kann man „Fairest“ 6 ohne große Vorkenntnisse lesen, aber sehr viel mehr Spaß macht die Lektüre, wenn auch der Hintergrund bekannt ist und die Figuren vertraut sind. Für „Fables“-Sammler ganz klar: Der Band gehört mit ins Regal.