H. G. Wells: Die Zeitmaschine (Buch)

H. G. Wells
Die Zeitmaschine
(The Time Machine, 1895)
Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring
Mit einem Nachwort von Elmar Schenkel
Fischer, 2017, Hardcover, 238 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-596-95030-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

Natürlich ist H. G. Wells’ Novelle einer der großen Klassiker der Science-Fiction-Literatur und hat Unmengen von Lesern und auch Kulturschaffenden inspiriert, hat Ideen geformt, Weltsichten geprägt und Phantasien beflügelt.

 

Über den Inhalt lohnt es sich wohl kaum noch viele Worte zu verlieren: Unbekannter Erfinder baut sich eine Zeitmaschine, erklärt diese seinen Freunden (und somit dem Leser) und verschwindet heimlich in die Zukunft, ins Jahr 802701 nach christlicher Zeitrechnung, wo er auf eine degenerierte Menschheit und den Untergang unserer modernen Kultur und Technik trifft.

 

Spätestens George Pals kongeniale Verfilmung aus dem Jahr 1960 mit Rod Taylor und Yvette Mimieux bescherte dieser Geschichte Unsterblichkeit.

Andere Autoren schrieben die Geschichte weiter (zum Beispiel Egon Friedell), andere Filme spielten mit dem Thema und Karl Alexander schrieb sogar einen Roman („Time after Time“; dt. „Flucht ins Heute“), der unter dem gleichen Titel (dt. als „Flucht in die Zukunft“) ebenfalls großartig verfilmt wurde, in dem Autor H. G. Wells (gespielt von Malcolm McDowell) höchstselbst seine Zeitmaschine nutzt, um dem mit einer seiner Maschinen entkommenen Serienmörder Jack the Ripper (gespielt von David Warner) in die Gegenwart zu folgen.

Der Frankfurter Fischer Verlag legt nun eine von Hans-Ulrich Möhring neu übersetzte und erweiterte Ausgabe vor, die vor allem ein vom Autor gestrichenes Kapitel enthält, welches von der Rückreise des Protagonisten erzählt. Hier schießt der Reisende über seine Zeit hinaus in die Vergangenheit und landet kurz im Jahre 1645, was beinahe zu seinem Tod führt.

Leider erzählt uns das ansonsten kenntnisreiche Nachwort von Elmar Schenkel nichts darüber, warum der Autor dieses Kapitel wieder entfernte.

Zudem findet sich in der aktuellen Klassiker-Ausgabe noch das Fragment einer älteren Zeitreise-Geschichte, die der junge Wells für eine Zeitung schrieb (leider literarisch sehr unausgereifter Stoff, der aber zeigt, wie sehr sich Wells im Niveau zu steigern vermochte im Laufe der Zeit), drei Vorwörter des Autors und zwei kurze Essays von Wells über die mögliche zukünftige Entwicklung der Menschen (und vor allem derer Körper; wer zu diesem Thema gerne mehr lesen möchte als trockene Spekulationen, der greife zu Laurence Mannings wunderbarem Episodenroman „Der Jahrtausendschläfer“; im Original „The Man who Awoke“).

Eine insgesamt lohnenswerte Ausgabe in kleinem, handlichem und lesefreundlichem Hardcover-Format, nett aber nicht spektakulär gestaltet. Ergänzend erscheint auch „Der Krieg der Welten“ in dieser Klassiker-Reihe bei Fischer.