Kevin Hearne: Erwischt - Die Chronik des eisernen Druiden 5 (Buch)

Kevin Hearne
Erwischt
Die Chronik des eisernen Druiden 5
(Trapped, 2012)
Übersetzung: Friedrich Mader
Titelbild: Birgit Gitschier
Hobbit Presse, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 410 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-608-96135-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Der Druide Atticus hat sich den Zorn zahlreicher Gottheiten zugezogen. Um Zeit für Gegenmaßnahmen zu gewinnen und die Ausbildung seiner Schülerin Granuaile abschließen zu können, täuscht er seinen Tod vor. Der Trick glückt. Nur wenige Götter wie die Morrigan wissen Bescheid (die Kurzgeschichte „Zwei Raben und eine Krähe“ hätte sinnvollerweise dem fünften Roman „Erwischt“ vorangestellt werden sollen, zumal die Geschehnisse mit der späteren Handlung zu tun haben; außerdem macht es mehr Spaß, die Geschichte in chronologischer Reihenfolge zu lesen) und wahren das Geheimnis.

Zwölf Jahre später ist nur noch Eines zu tun: Granuaile muss mit der Erde verbunden werden, um von ihr Kraft zu beziehen. Allerdings haben Atticus’ Feinde dafür gesorgt, dass es nur noch einen einzigen Ort gibt, ab dem das Ritual möglich ist: am Fuß des Olymps, in direkter Nähe zu Bacchus und seinen Helfern. Da die Druiden keine andere Wahl haben, gehen sie das Risiko ein, müssen die langwierige, komplizierte Zeremonie jedoch immer wieder unterbrechen, um sich dem Zugriff der Gegner zu entziehen.

Wenigstens gelingt es Atticus, mit den Tuatha dé Dannan und den Asen eine Art Waffenstillstand zu vereinbaren, bis Granuailes Initiation abgeschlossen ist. Während die einen großen Wert darauf legen, dass es wieder mehr als nur einen Druiden gibt, verlangen die anderen, dass Atticus an Thors Stelle, der durch das Zutun des Druiden erschlagen wurde, gegen den Fenriswolf kämpft (in der Sage ist Thors Gegner die Midgardschlange, während Odin auf den Fenriswolf trifft). Auch daran, dass Ragnarök schneller naht, ist Atticus nicht unschuldig.


Der fünfte Teil der „Chronik des eisernen Druiden“ ist aufgrund der beigefügten Kurzgeschichte der bislang längste Band. Man erfährt, dass Atticus’ Plan, seinen und den Tod seiner Begleiter (Granuaile und der Hund Oberon) zu fingieren, nur teilweise geklappt hat und er mit den Asen ein Abkommen treffen musste, um die Schuld zu begleichen, die er am Tod einiger der ihren trägt, denn sie fehlen nun im Kampf gegen Hel, Loki und deren Scharen.

Jahre später verlassen die Druiden ihr Versteck, um Granuailes Initiation zu vollenden. Obwohl hier sehr viel ‚Nebensächliches‘ beschrieben wird, da sich die beiden immer wieder ihrer Feinde erwehren und für eine Weile untertauchen müssen, wird der Faden wieder aufgenommen, den der Autor in „Getrickst“ (Band 4) etwas schleifen ließ, da er Atticus’ angeblichen Tod mit der Auseinandersetzung mit ganz anderen Gegnern kombinierte.

Nun kommen die ursprünglichen Antagonisten wieder ins Spiel, ferner einige neue: Atticus hat Feinde unter den Tuatha dé Dannan, den Asen, den Schwarzalben, im griechischen und römischen Panthenon - um nur die Wichtigsten zu nennen. Natürlich hat er auch Freunde, aber deren Unterstützung ist oft mit einer Gegenleistung verbunden, und letztendlich muss er seine Kämpfe selbst ausfechten.
Dabei ist ihm die frischgebackene Druidin Granuaile sehr bald eine große Hilfe, denn was ihr an Erfahrung mangelt, macht sie durch Mut, Einsatz, Können und Gewitztheit wett. Auch Oberon ist ein treuer Begleiter, wenngleich seine Möglichkeiten begrenzt sind, doch unterschätzen sollte man den klugen Hund nicht.

Infolgedessen darf der Leser dem bewährten Mix aus packenden Kämpfen, intrigenreichen Verhandlungen, Humor und - man sah es lange kommen - Romantik folgen. Stellenweise können die Schilderungen und etwas abschweifenden Ausführungen schon etwas langatmig wirken, aber in der Summe wird man gut unterhalten und wartet nach einem Cliffhanger gespannt auf die Fortsetzung.

Die Themen und die gelungene Integration von Göttern aus unterschiedlichen Kulturkreisen ist doch mal etwas anderes im sonst oft eintönigen Fantasy-Genre, das entweder extrem auf epische Schlachten und die x-te Nacherzählung vom „Herrn der Ringe“ setzt beziehungsweise auf verliebte Elfen im enger oder weiter gesteckten Rahmen der ‚Hausfrauen-Fantasy‘.