Bernd Frenz: Der Groll der Zwerge - Die Völkerkriege 1 (Buch)

Bernd Frenz
Der Groll der Zwerge
Die Völkerkriege 1
Tor, 2017, Taschenbuch, 472 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-596-03617-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Das Unglück nimmt seinen Lauf, als es in der Zwergen-Nekropole zu einem Einsturz kommt. Beim Ausheben eines neuen Grabes auf der untersten Ebene der Nekropole verschüttet ein Einsturz ein unterirdisches Rinnsal, das wie die Götter der Orks es so wollen, natürlich eine heilige Quelle der Elfen speist. Eine erste Expedition der Silberschar der Elfen kann das Ungeschick nicht lösen, ganz im Gegenteil werden alte Ressentiments geschürt und es kommt zum ersten Blutvergießen. Auch wenn es sich nur um die malträtierte Nase eines Zwerges handelt sind die wehrhaften Steinmetze tödlichst beleidigt, das Ungemach nimmt seinen Lauf.

Nachdem jahrzehntelang Frieden herrschte, kommt es nun zu neuen, gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die Zwerge schärfen ihre Kriegsäxte, die Elfen bespannen ihre Bögen und wirbeln ihre Kampfstäbe - und im Hintergrund lachen die verbannten Trolle. Dass auch die Orks und intriganten Menschen munter mitmachen beim Spiel, wer zieht am Schnellsten die Waffe aus dem Futteral, dass sie alle einem perfiden Plan aufsitzen, ahnen die Kontrahenten nicht, sind die Zwerge doch nicht wirklich schuldig am Versickern der Quellen des Hochwaldes. In Felsheim kommt es zur ersten, verhängnisvollen Schlacht…


Es gab eine Zeit, Anfang der 2000er Jahre war es wohl, als Stan Nicholls mit seinen „Ork“-Romanen eine Welle lostrat. Schon davor gab es Zyklen, in denen Elfen („Shannara“) eine dominierende Rolle einnahmen, die sich letztlich aber dann doch eher an Tolkiens „Der Herr der Ringe“-Queste orientierten. Mit den Orks aber kam eine wahre Flut von „Völker“-Romanen und -Zyklen auf den Leser zu, die vornehmlich im deutschsprachigen Raum die Büchertische dominierte. Heitz’ Zwerge, Hennens Elfen oder Hardebuschs Trolle - sie alle verkauften sich blendend, fanden ihren Weg in Übersetzungen sogar recht erfolgreich in die USA.

Seit einiger Zeit aber schien der Wind ein wenig raus zu sein aus den Völker-Romanen, die Leser wandten sich anderen Büchern zu. Nun aber probiert es Tor mit einem Relaunch, wie es neudeutsch so schön heißt. Mit Bernd Frenz hat man hier einen erprobten und erfolgreichen Verfasser verpflichtet, der mit seiner „Blutorks“-Trilogie bereits einmal bewiesen hat, dass er entsprechendes Garn zu spinnen versteht.

Entsprechend erwartet den Leser, zumindest auf den ersten Blick, ein gewohntes Bild. Die Zwerge rüsten zum Kampf gegen die Elfen, die Trolle bedrängen die Orks und mittendrin die etwas hilflos erscheinenden Menschen. Die große Rahmenhandlung ist durchaus interessant aufgezogen, die unterschiedlichen Handlungsstränge laufen lange parallel, bevor der Leser dann erfährt, wie die einzelnen Erzähler und ihre Abenteuer miteinander in Verbindung stehen.

Nun könnte man meinen, dass man Vergleichbares bereits diverse Male gelesen hat. Doch genau da hat Bernd Frenz so einige kleine, aber interessante Überraschungen für seine Leser in petto. Da gibt es gleichgeschlechtliche Verbindungen, die natürlich, weil verfemt, im Geheimen ausgelebt werden müssen, da gibt es Bastarde aus der Vereinigung von Mensch und Elf, alternde Krieger, die eigentlich aufs Altenteil abgeschoben werden sollten und nun angesichts der sich anbahnenden Konflikte plötzlich Morgenluft wittern.

So liest sich der Auftakt der Trilogie angenehm flüssig und spannend, wird der Leser einmal mehr in vertraute Gefilde entführt, entdeckt dann dort aber immer wieder etwas Neues.