Carolyn Ives Coleman: Dunkle Materie (Buch)

Carolyn Ives Coleman
Dunkle Materie
(Dark Orbit, 2015)
Übersetzung: Markus Mäurer
Cross Cult, 2016, Taschenbuch, 384 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-95981-150-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

Saraswati Callicot, genannt Sara, lebt auf einem von zwanzig von Menschen besiedelten Planeten, nämlich auf Capella. Allerdings kann man sich nicht mehr entsinnen, wer dereinst die Planeten besiedelte, da es zwischenzeitlich ein dunkles Zeitalter mit Verlust allen Wissens gegeben hatte. Von Capella aus waren dann irgendwann unbemannte Raumschiffe gestartet, die andere bewohnbare Planeten entdecken sollten. Bisher war man jedoch nur auf von Menschen besiedelte Planeten gestoßen.

Da die Raumschiffe nur mit Unterlichtgeschwindigkeit reisen können, man erst am Ziel mit Materietransmittern arbeiten kann, die dann etwas schneller arbeiten können als die langsamen Raumschiffe, und man so Menschen zu einem neu entdeckten Planeten schicken kann, hat Sara Glück, dass ein neuer, völlig unbekannter Planet entdeckt wird.

Dieser ist zudem ein Kuriosum: In einer Raumspalte in einer anderen Dimension muss noch eine weitere Welt liegen, die aus Dunkler Materie besteht, und die an derselben Stelle kreist wie die bewohnbare Welt, auf der man zunächst jedoch kein Leben festgestellt hatte.

Als Sara und ihre Kollegen auf dem fremden Planeten eintreffen, merken sie schnell, dass die neue Welt mehr als nur einem physikalischen Gesetz zu widersprechen scheint. Als man dann auch noch Leben entdeckt, beginnt für Sara und ihre Kollegin Thora Lassiter ein gefährliches Abenteuer, zumal schon auf der Anreise ein Wächter auf dem Raumschiff brutal getötet worden ist: Er wurde enthauptet, sein Kopf bleibt verschwunden.

Haben etwa Thoras traumatische Erfahrungen auf einer fremden Welt damit zu tun? Oder ist der paranoide Sicherheitschef ein Killer? Oder ist vielleicht alles ganz anders?

 

Carolyn Ives Gilman gelingt ein interessanter, spannender und äußerst unterhaltsamer Roman, dessen Problem sicherlich in der Eingangskonstruktion der Geschichte liegt. Denn sowohl die ganzen physikalischen Prämissen als auch der komplexe kulturelle Hintergrund der verschiedenen menschlichen Völker der Zukunft verlangen dem Leser zu Anfang der Erzählung viel Konzentration und Phantasie ab. Hat man sich dann aber in der Welt der Autorin eingefunden, wird man mit einer packenden und bunten Geschichte belohnt, wie man sie selten findet.

Trotz der gewagten physikalischen Theorien über die fremde Welt (die aber nie langweilig oder abgehoben präsentiert werden), wird die Geschichte mit fortschreitender Handlung immer nachvollziehbarer und glaubhafter, die kriminalistischen Sujets erzeugen Spannung. Zum Gelingen der an sich komplizierten Geschichte tragen auch die beiden realistisch beschriebenen weiblichen Protagonisten bei, die der Autorin sehr gut gelungen sind.

Ein guter SF-Roman; sicherlich kein Meilenstein, aber ein Buch, welches zurecht für einige renommierte SF-Preise nominiert war und auch aus berufenem Munde (Ursula K. LeGuin) gelobt wird.