John Scalzi: Galaktische Mission (Buch)

John Scalzi
Galaktische Mission
(The End of all Things)
Übersetzung: Bernhard Kempen
Heyne, 2016, Taschenbuch, 492 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-453-31757-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Seit Jahren ist der Status Quo nun etabliert und zementiert. Auf der einen Seite die Koloniale Union mit ihren geklonten Soldaten, in deren Gehirne die Menschen alternder, sterbender Menschen von der Erde kopiert wurden, auf der anderen Seite die Konklave, ein Zusammenschluss von Alienvölkern, die sich gegen die sich ständig ausbreitenden Menschen zusammenschlossen.

Seitdem ein Angriff die einzige Raumstation in der Erdumlaufbahn zerstört und damit die Verteidigung der Erde lahmgelegt hat, ist das Verhältnis zwischen den Parteien mehr als getrübt. Als Folge kann die Union nämlich keine neuen, alten Menschen für ihre geklonte Armee mehr rekrutieren, den Erdmenschen ist ein neues Leben in einem jungen, gesunden Körper verwehrt.

Alles beginnt damit, dass sich der Sekretär der Außenministerin der Union absetzt. Den Piloten und seine Sekretärin nimmt er ohne diese groß zu fragen zu den Rebellen mit, die die beiden Konfliktparteien geschickt gegeneinander ausspielen. In gekaperten Raumschiffen der Kontrahenten greifen sie jeweils die Raumstationen der anderen Seite an, die Schuld wird natürlich dem jeweiligen Feind zugeschoben.

Als es dem entführten Piloten, von dem nur noch sein Gehirn übrig ist, gelingt zu fliehen, werden die Pläne der Rebellen ruchbar. Die Krux an der Sache ist, dass die Rebellen gar nichts mehr tun müssen - die Kontrahenten befinden sich jeweils in einer derartigen Zwangssituation, dass ein für beide Parteien desaströser Krieg kaum mehr aufzuhalten scheint…


John Scalzi schließt seinen hochgepriesenen Zyklus um die Klonkrieger, in dem jungen Körpern die Geister alternder Menschen implantiert werden, ab. Und wie wir dies aus den bisherigen Bänden kennen, beschränkt er sich dabei nicht nur auf eine einzige Perspektive - soll heißen, dass er erneut unterschiedliche Protagonisten nutzt, um uns auf diese Weise ein sehr dezidiertes, auch in Nuancen glaubwürdiges Bild der Vorgänge zu präsentieren.

Neben den auffallend wenigen Action-Szenen zieht der Text seine große und unbestrittene Faszination aus der glaubwürdigen Darstellung der politischen Folgen der Ereignisse. Hier verdeutlicht Scalzi die Getriebenheit der Politiker, gleich ob es sich um egoistische Machtsuchende oder verantwortungsvoll agierende Wesen handelt. Sie alle werden von den Geschehnissen bestimmt, statt sie selbst wirklich beeinflussen zu können. Diese fast schon in einem Automatismus ablaufenden Geschehnisse lassen sich bei aller Voraussicht und Bemühungen kaum aufhalten.

Mehr noch als in vergangenen Bänden stellt der Autor daher vorliegend seine Figuren in den Mittelpunkt. Sie, die oftmals fremdbestimmt Agierenden, können es noch so gut meinen, sie sind den Geschehnissen nur zu oft hilflos als Zuschauer ausgeliefert. Ihre Motivation - wie auch die Gründe der Aggressoren - werden nachvollziehbar aufgearbeitet, so dass sich das Buch zeitweise fast wie ein Polit-Thriller im Weltraum liest, als wie eine Space Opera. Insoweit hat der Autor seine Sage, deren ersten Teil gerade verfilmt wird, in sich rund abgeschlossen und wendet sich nun, dem Vernehmen nach, neuen Ufern zu - man darf gespannt sein, was Sclazi uns kredenzt.