Arno Endler: Paracelsus (Buch)

Arno Endler
Paracelsus
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2015, Paperback, 246 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-86402-199-2 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Ein Mann erwacht in einer ihm fremden Umgebung, ohne sich daran zu erinnern, wer er ist und wie er an diesen Ort gelangte. Die KI Else nennt ihn Kapitän und fordert ihn auf, sich zur Brücke des Raumschiffs „Paracelsus“ zu begeben, da er dort dringend gebraucht wird. Auf dem Weg stellt er fest, dass das Schiff offenbar in einem schlechten Zustand ist, was ihm das einzige lebende Crew-Mitglied bestätigt.

Weiter erfährt der Kapitän, dass die „Paracelsus“ sich im Sog eines Schwarzen Lochs befindet und der Antrieb nur dann aktiviert werden kann, wenn er sich an das Kennwort erinnert. Die verbleibende Zeit ist knapp, sodass der Kapitän hofft, Hilfe von den Passagieren zu erhalten. Vielleicht ist ein Arzt unter ihnen, der die Amnesie heilen kann. Seine Hoffnungen werden jedoch enttäuscht, und nicht jeder Fluggast scheint trotz der Gefahr kooperativ.

Es kommt aber noch schlimmer, denn irgendjemand ist an Bord, der die übrige Crew womöglich ermordet hat und nun auch die Passagiere einen nach dem anderen tötet. Der Kapitän will ihn stellen, denn vielleicht weiß der Unbekannte, was auf der „Paracelsus“ gespielt wird - und kann das Passwort nennen.


Von Beginn an empfindet man „Paracelsus“ als verstörende Lektüre: Es gibt einen Kapitän, der ebensowenig wie sein Crewman über einen Namen verfügt, ferner einige skurrile Passagiere und eine bizarre Handlung, die mehr Fragen aufwirft, als sie Antworten bietet. Irgendwann beginnt man zu ahnen, dass hinter der vordergründigen SF-Story mehr steckt, denn die Hauptfigur, der Kapitän, wird von allen zum Agieren gezwungen. Die anderen versuchen mehr oder weniger, ihn zu unterstützen, indem sie kleine Hilfestellungen geben, bleiben aber meist passiv. Verzweifelt bemüht sich der Kapitän, seine Erinnerungen zurückzuerlangen und den unbekannten Mörder zu fangen. Ab und zu sieht er Bilder, doch diese verwirren ihn nur noch mehr, und das Kennwort, mit dem der Untergang der „Paracelsus“ abgewehrt werden könnte, will ihm nicht einfallen. Auch gelingt es ihm nicht, das Töten zu stoppen. Und so eskaliert die Lage unaufhaltsam - eine Rettung scheint es nicht zu geben.

Oder doch? Mehr will man nicht verraten, um das überraschende Ende, das man eventuell erahnt hat, keineswegs vorwegzunehmen.

„Paracelsus“ ist ein ungewöhnlicher, bizarrer Roman, der ein Thema aufgreift, das man durchaus aus anderen Büchern kennt, wenn auch weniger aus dem SF-Genre. Man rätselt mit dem Kapitän, was wirklich los ist und fühlt sich wie dieser durch die weitere Entwicklung immer nur irritiert. Die Figuren wahren Distanz zum Leser, auch wenn man am Schicksal der wichtigsten Charaktere Anteil nimmt. Die Auflösung kommt abrupt, aber selbst dann ist es noch nicht vorbei. Wahrlich ein Titel, der aus dem Rahmen fällt.