Gabrielle Zevin: Extradunkel (Buch)

Gabrielle Zevin
Extradunkel
(In the Age of Love and Chocolate, 2013)
Übersetzung: Andrea Fischer
FJB, 2015, Hardcover, 432 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-8414-2132-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Gegen Ende des 21. Jahrhunderts sind Papier und Wasser knapp geworden, Genussmittel wie Kaffee und Schokolade wurden verboten, Besitz und Genuss sind illegal, es sei denn, man nimmt beides aus medizinischen Gründen zu sich. Das sind die Voraussetzungen für die „Dark Future“-Trilogie, die nach „Bitterzart“ und „Edelherb“ nun in „Extradunkel“ ihren Abschluss findet.

Die Balanchines haben in der Zeit der Schokoladen-Prohibition ein Vermögen gemacht, wenngleich der Clan damit auch in die Illegalität abgerutscht ist und quasi als Mafia betrachtet wird. Anya hatte eigentlich vor, ganz normal ihren Abschluss zu machen und dann ein eigenes Leben zu führen, doch der Versuch des Staatsanwalts Charles Delacroix, die Schkoladen-Mafia zu zerstören, hat ihr Leben ordentlich durcheinander gebracht, zumal sie sich ausgerechnet in Win, den Sohn ihren Gegenspielers, verliebt hatte.

Nun, zwei Jahre später ist Anya erwachsen geworden und versucht trotz aller Bemühungen ihre Familie zu beschützen, und auch ihren eigenen Traum zu verwirklichen: nicht länger in den Schatten leben zu müssen. Ihre Idee, Schokolade in einem Nachtclub als Heilgetränk anzubieten und so den Genuss von Kakao und Co. legal zu machen wird zunächst misstrauisch beäugt und torpediert, dann aber zeigt sich, dass genau dieser Weg der richtige Kompromiss für alle ist.

Ihre Gefühle muss sie in dieser Zeit jedoch deutlich hinter den wirtschaftlichen und familiären Interessen zurückstellen, denn Win scheint weiter denn je von ihr entfernt zu sein und die Hoffnung, jemals mit ihm glücklich zu werden, tendiert gegen Null, obwohl es durchaus andere Männer gibt, die Anya auf Händen tragen würden.


Allein das Setting und die gelegentlich genannten Jahreszahlen deuten darauf hin, dass „Extradunkel“ in der Zukunft spielt. Sonst ist nicht wirklich viel zu merken - weder die Technik noch das Verhalten der Leute unterscheidet sich sehr von den Gegebenheiten der Moderne. Die Autorin bedient sich zugleich der Klischees, die vor allem die Amerikaner noch aus Texten und Filmen über die Zeit der Prohibition kennen dürften, so dass die Atmosphäre der „Dark Future“-Serie noch weiter rückwärtsgerichtet ist.

Für die Autorin ist das Drumherum ohnehin nicht wichtig, da sie sich ganz auf die Figuren konzentriert. Anya ist inzwischen erwachsen geworden, eine aktive Geschäftsfrau mit Plänen und Ideen, von denen sie sich nicht abbringen lässt. Zugleich muss sie ihre Gefühle lange Zeit zurückstellen und ihr Glück hinter das der Familie stellen - wenngleich auch das Happy End nicht ausbleibt. Die Geschichte setzt ganz auf die Interaktion der Figuren miteinander, auf die Gedanken und Gefühle, die Anya als Ich-Erzählerin vorantreiben. Zwar darf man dadurch keine Action erwarten und gerade zum Ende hin schleppt sich die Geschichte ziemlich, da die Autorin die Schwierigkeiten für die Heldin viel zu schnell und einfach aus dem Weg räumt, damit sie den romantischen Seiten der Handlung mehr Raum geben kann. Die Erzählung ist durchaus ansprechend gehalten und flüssig geschrieben, so dass vor allem junge Leserinnen die Entwicklung der Heldin genießen können.

Genre-Fans werden freilich eher enttäuscht sein, weil die wenigen phantastischen Elemente nur Staffage für etwas sind, das gut auch in der Zeit zwischen 1920 und 1935 hätte spielen können, wenn man von kleinen Details absieht.

„Extradunkel“ schließt die „Dark Future“-Trilogie ansprechend und angemessen ab und entlässt die Heldin nicht nur in ein erwachsenes, selbstbestimmtes Leben, sondern auch in das Glück der Liebe, so dass vor allem Leserinnen im Teenager-Alter von den Entwicklungen angetan sein werden.