Jaqueline Carey: Der Fluch der Götter – Elegie an die Nacht 2 (Buch)

Jaqueline Carey
Der Fluch der Götter
Elegie an die Nacht 2
(Godslayer. Volume two of the Sundering, 2005)
Aus dem Amerikanischen von Michael Siefener
Titelgestaltung von HildenDesign, München unter Verwendung eines Motivs von Jeffrey Schmieg/Shutterstock
Autorenfoto von Robert Carey
Karten von Elisa Mitchell
Lyx, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 462 Seiten, 15,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8208-0

Birgit Scherpe

„Der Fluch der Götter“ ist der zweite Band von Jaqueline Careys „Elegie an die Nacht“ und beendet die mit dem „Herrn der Dunkelheit“ begonnene Geschichte um den finsteren Herrscher Sartoris. Da die vorangegangenen Ereignisse nicht noch einmal zusammengefasst werden, sollte man auf jeden Fall den ersten Band gelesen haben.

Während sich die Heerführer beider Seiten auf den unaufhaltsam kommenden Krieg vorbereiten und ihre Truppen sammeln, dringen der ‚Auserwählte Träger’ Dani und sein Onkel Thulu immer weiter in das Gebiet von Finsterflucht vor. Doch die Fjelltrolle sind ihnen dicht auf den Fersen, und je näher sie Sartoris’ Festung kommen, desto auswegloser scheint ihre Situation zu werden.

Unterdessen sieht es so aus, als rücke ein Sieg für die dunkle Seite auch in immer unerreichbarere Entfernung, denn nach und nach beginnt ihre Verteidigung zu bröckeln, und ihre Verbündeten werden weniger. So wird die Verlockung, einfach die Geisel, die hohe Frau der Ellylon Cerelinde, zu töten und damit die Erfüllung von Haomanes Prophezeiung zu verhindern, immer größer. Ein Schritt, den Sartoris, der drittgeborene Schöpfer, aber eigentlich nicht bereit ist zu gehen, denn er möchte nicht zu dem Bösen werden, das alle Welt in ihm sieht.

Auch Malthus der Gesandte und Aracus Altorus müssen entscheiden, ob und wie weit sie ihre Ideale verraten wollen um einen Sieg zu erringen. Denn Lilias, die Zauberin des Ostens, weigert sich weiterhin die Macht ihres Soumanië an den König zu übertragen und nur noch durch ihren Tod könnte er Zugang zu dessen Kraft erlangen. So muss ein jeder von ihnen die Entscheidung fällen, nach welchen Idealen er leben oder auch sterben will.

Wie schon im ersten Band, sind auch im „Fluch der Götter“ die Parallelen zu Tolkiens Werken unübersehbar. Der tapfere Auserwählte, der sich mit Hilfe seines Gefährten durch feindliches Gebiet kämpft, um seine Mission zu erfüllen, oder der Gesandte Malthus, der Gandalf gleich auf seinem weißen Pferd als Galäinridder durch die Lande reitet – die Ähnlichkeit zu ihren Vorbildern aus dem „Herrn der Ringe“ ist definitiv nicht zu leugnen.

Leider reicht Jaqueline Carey aber auch mit diesem Band nicht an die große literarische Vorlage heran, obwohl sie sich im Vergleich zum ersten Teil stilistisch und auch inhaltlich gesteigert hat. So gibt es unter anderem endlich nicht mehr die ständigen Detail-Wiederholungen, welche beim Lesen des ersten Teils so sehr störten, und sowohl die Geschichte als auch die Charaktere wirken um einiges liebevoller und durchdachter ausgearbeitet als zuvor. Im Mittelpunkt stehen, direkt vor der alles entscheidenden Schlacht, die Entscheidungen, die sie treffen müssen. Denn kein Krieg kann ohne Opfer geführt werden, und ein jeder muss wählen, wo er steht und was er bereit ist aufzugeben: seine Ehre, das Leben seiner Kameraden oder sogar seine eigene Existenz. Und gerade diese inneren Konflikte und Zerrissenheit sorgen für die Tiefe, die eine „Elegie an die Nacht“ haben sollte.

Auch wenn die Geschichte weiterhin aus der Sicht der dunklen Seite geschrieben ist, gibt Jaqueline Carey dieses mal der Seite der ‚Lichten’ ein wenig mehr Raum und zeigt damit deutlich, wie dünn im Grunde die Trennlinie zwischen Gut und Böse ist.
Wie der Titel des Werkes schon sagt, handelt es sich um eine Elegie – ein Klagelied an die Nacht –, und spätestens mit dem ersten Viertel des Bandes wird klar, dass es kein gutes Ende geben kann. Und so stellt sich für den Leser eigentlich nicht die Frage, wie die Geschichte ausgehen wird, sondern nur wie es dazu kommt.

„Der Fluch der Götter“ ist ein solider Abschluss für die „Elegie an die Nacht“, der seinen Vorgänger qualitativ übertrifft und keine losen Handlungsfäden übrig lässt.