Robert Kraft: Atalanta - Die Geheimnisse des Sklavensees 3 (Buch)

Robert Kraft
Atalanta - Die Geheimnisse des Sklavensees 3
Lieferungen 25-36
Verlag Dieter von Reeken, 2015, Hardcover, 486 Seiten, 35,00 EUR, ISBN 978-3-940679-96-3

Von Carsten Kuhr

Erinnern wir uns zurück, was in den ersten beiden Bänden des Kolportageromans geschah.

Die Indianerin Atalanta, letzte und damit Erbe ihres Stammes und mit überragenden körperlichen wie geistigen Gaben ausgestattet, hat die Welt in Erstaunen versetzt. Reichtümer, Goldschätze hat sie gefunden und aus den Tiefen ihres Sees gehoben, eine Feindin besiegt, die Liebe ihres Lebens in einem Sandsturm verloren und eine uralte Geheimgesellschaft mit revolutionären Erfindungen kennengelernt.

Als sie ihren vermeintlich verstorbenen Ehemann wiederfindet und dieser den Kontakt zu ihr ablehnt, bricht ihre Welt zusammen. Während sie verleumdet wird, ihre Besitztümer vom Staat unrechtmäßig konfisziert werden, bringt sie ihren Ehemann in einer der gigantischen Höhlen beim Sklavensee unter. Hier soll er Ruhe haben und in der Folge vielleicht wieder zu sich selbst finden.

Als er flieht und sich dem US-Militär im Kampf gegen Mexiko anschließt, lässt auch Atalanta sich, als Mann verkleidet, anwerben. Als Kamerad im Kampf und später als Vorgesetzter kommen sie sich näher, bis eine alte Feindin auftaucht und ihre Verkleidung durchschaut.

Danach wird das weitere Schicksal des Sklavensees näher beleuchtet. Eine Gruppe junger Deutscher zieht, vom neuen Besitzer des Gebietes, einem Sioux-Indianer, an den See, um dort eine Stoffweberei aufzubauen. Als der letzte der Sioux zurückkehrt und in einer Deutschen seine Ruhe zu finden scheint, wird zwar das persönliche Glück der jungen Frau getrübt, doch wer ist sie, sich gegen das Schicksal aufzubegehren? Als der Indianer unwissentlich dem Feuerwasser verfällt hat dies fatalen Folgen.

Atalanta, ihr Mann und der gerade geborene Sohn wollen sich anschließend vom Sklavensee zurückziehen. Auf einem gigantischen, technisch revolutionär aufgerüsteten Ozeandampfer wollen sie sich auf die Überreste des in Polynesien befindlichen untergegangenen Kontinents Lemurien vor den Augen der Öffentlichkeit zurückziehen. Als ein Vogel das Baby stiehlt, macht sich die Mutter an die Verfolgung. Die Spur führt über Chile nach Argentinien zur Hazienda der reichsten und gleichzeitig geizigsten Großgrundbesitzerin des Landes…


Nachdem Robert Kraft in den ersten beiden Bänden seine Personen, ihr Hauptquartier und deren Gegner eingeführt, uns daneben mit Geheimgesellschaften und revolutionären technologischen Erfindungen verblüfft hat, fährt er vorliegend das Tempo ein wenig herunter.

Das soll nun beileibe nicht heißen, dass es nicht länger dramatisch zugehen würde - der Raub des Kleinkindes durch einen Vogel sein nur am Rande erwähnt -, doch die verblüffenden technischen Imagination pausieren etwas. Stattdessen entsendet der Autor seine Hauptpersonen in den Krieg, baut neue Figuren auf und nutzt diese dazu, uns sein Bild von den Amerikanern und den Deutschen nahe zu bringen.

Dass dieses oft undifferenziert und von Vorurteilen geprägt ist, dass Kraft hier Vieles verallgemeinert, ist anzumerken und sicherlich auch als Phänomen der Zeit zu bewerten. Dabei muss man ihm zugute halten, dass er nicht einseitig die Deutschen nur als Gut, die Amerikaner als oberflächlich und damit minderwertig darstellt, wie es sein Nachfolger P. A. Müller später in „Sun Koh“, auch aufgrund der Vorgaben der Reichsschriftgutkammer, tat.

Mit den Kommando-Unternehmen im Krieg, mit dem Aufbau einer Weberei am See und den damit verbundenen Entdeckungen der Deutschen in den Kavernen und Höhlensystemen beim Sklavensee, ist für Spannung gesorgt. Sogar einen Ausflug in die Ära der Dinosaurier gilt es zu bestaunen - und dies wissenschaftlich weit fundierter, als bei Conan Doyles „Die vergessene Welt“.

Mit den Lemurern und vor allem der geizigen Herrin der Gauchos legt Kraft weitere Schwerpunkte, auf die die Handlung im Folgeband aufsetzen wird. Hier war ich immer wieder überrascht, wie offensichtlich PAM bei Kraft abgeschr… - pardon, sich hat inspirieren lassen.

Das Tempo hat sich zu Beginn des Bandes ein wenig zurückgenommen, jetzt, so habe ich den Eindruck wird wieder Gas gegeben, geht es auf zu neuen, atemberaubend phantastischen Abenteuern, die uns den nächsten Teil ungeduldig erwarten lassen.