Lobo Collection 1 (Comic)

Lobo Collection 1
(Lobo (1993) 1-6)
Autor: Alan Grant
Zeichnungen: Val Semeiks
Übersetzung: Christian Heiß
Panini, 2015, Paperback, 164 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-95798-496-8 (auch als Hardcover erhältlich, 29,00 EUR)

Von Frank Drehmel

Nachdem es um Lobo, den Präsi, den Meister des Fräggens, den czarnianischen Kopfgeldjäger, der einst sämtliche Bewohner seines Planeten umbrachte, in den letzten Jahren zumindest in Deutschland vergleichsweise still geworden ist, bereitet Panini dem brutalen, politisch höchst unkorrekten Raufbold erneut die Bühne und legt im Rahmen der „Lobo“-Collection die ersten sechste Hefte der 93er-Serie neu auf.

 

Auch wenn Lobo sein Kopfgeldjäger-Geschäft professionell, effizient und blutig betreibt, so bereitet es seinem Auftraggeber mehr als nur Kopfschmerzen, dass der Czarnianer seine Opfer oft nur - buchstäblich - teilweise abliefert, denn wer kann schon nachvollziehen, wer einst an der Nase dranhing, die Lobo im Büro auf den Tresen knallt?! Dennoch hält Bunsen, so der Name des Agentur-Chefs, eine neue Mission für den gewaltaffinen kosmischen Biker bereit: Er soll einen gewissen Vernon Z. Qigly zur Strecke bringen, einen harmlos aussehenden Buchhalter, der es allerdings faustdick hinter den Ohren hat und dessen Wissen um illegale Transaktionen in den richtigen Händen zig Millionen Credits wert ist. Was Bunsen bewusst zu erwähnen vergisst, ist, dass eben jener Qigly unter dem Schutz von Mort Fatale sowie den Toten Hosen steht und vom pangalaktischen Mob gesucht wird, von Organisationen, die nur wenig bis gar keinen Spaß jenseits des Tötens verstehen.

Und so macht sich Lobo in Erwartung leicht verdienten Geldes gemeinsam mit seinem alten Kumpel Jonas Glim auf zum Planeten Vurkan in die Stadt Dagma City, wo er eine Spur des Buchhalters zu finden hofft. Dank eines überzeugenden Auftretens dauert es tatsächlich nicht lange, bis die beiden Kumpel erste Hinweise auf Qigly erhalten. Und nur ein wenig länger dauert es, bis sie merken, dass sie verfräggt tief in der Scheiße stecken, da so ziemlich jeder Schläger und Schlächter aus der einen oder anderen Gang etwas dagegen hat, dass der Buchhalter der jeweiligen Konkurrenz in die Hände fällt.


Riesengroßes Selbstbewusstsein und die entsprechend große Klappe, Alkohol- und Zigarrenkonsum, Gewaltexzesse ad nauseam, Chauvinisten-Habitus, Biker-Outfit einschließlich Kette mit Eisernem Kreuz, eine Frisur wie ein Metal-Head auf Speed und die Physiognomie eines psychopathischen Horror-Clowns, an Lobo ist kaum etwas gängiger, politisch korrekter und küchentischpsychologisch unterfütterter Superhelden-Mainstream. Kein Wunder also, dass dieser Comic-Antiheld, die Comic gewordene Negation aller gesellschaftlicher Konventionen, Kult ist! Und schreibt eine Comic-Koryphäe wie Alan Grant diesem Psycho-Killer eine Story auf den Leib, dann ist das Ergebnis - wie im vorliegenden Sammelband - einfach wundervoll!

Die Geschichte ist geradezu hysterisch rasant, voller plakativer, roher, ausgelebter Gewalt, die erstaunlicherweise weniger explizit visualisiert ist, als vieles, was heutzutage Fans ertragen müssen, und die dennoch dank der großartigen Gore-Effekte wunderbar funktioniert; sie ist voller skurriler und bizarrer Figuren und Details sowie einem tiefen Humor, der sich sowohl in Situationskomik als auch brillant-lakonischen Dialogen brachial Bahn bricht. Dass der Grundplot der Geschichte vergleichsweise simpel gestrickt ist - ja, vielleicht sein muss -, verwundert angesichts der Reiz-Überflutung nicht, denn eine komplizierte Story wäre zuviel des Guten.

Val Semeiks grelles, schnelles, hyperdynamisches und doch immer klares Artwork passt zur Story wie der Finger ins Auge.

Fazit: Wem Superman und Batman zu langweilig sind, wem Küchentischpsychologie auf die Eier geht, wer Spaß an ehrlicher Gewalt hat und lieber Motörhead als Helene Fischer hört, der kommt - verfräggt noch mal - an Lobo nicht vorbei!