Interviews

Im Gespräch mit: Martin Kay

Ende des Vorjahres wurde im Atlantis Verlag die Action-Thriller-Reihe  um Eileen Hannigan von Martin Kay  mit „Die Generäle“  fortgesetzt, dieser Tage erschien im selben Verlag mit „Das Buch Shen“ der Auftakt zu einer Fantasy-Reihe des Autors und im Sommer startet mit „Ära der Helden“ von ihm eine Superheldenreihe („Die Beschützer“) bei Atlantis, die im Winter mit einem Roman von Dirk van den Boom fortgesetzt wird. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr hat sich mit dem in Dortmund lebenden Autor über seine aktuellen Werke unterhalten.

 


Hallo Martin. Ende des Vorjahres ist im Atlantis Verlag Dein neuer Hannigan-Roman erschienen. Nun haben die Leser ja einige Zeit auf diesen Roman warten müssen - warum hat es so lange gedauert, bis Du Deine Action-Thrillerserie fortgesetzt hast?


Hallo Carsten. Vornehmlich liegt der Hauptgrund darin, dass ich ja nicht hauptberuflich schreibe, sondern mir meine Brötchen mit einem etwas weniger künstlerischen Job verdiene. Ich hatte mit „Die Generäle“ Mitte 2012 angefangen und Ende Oktober desselben Jahres erhielt die die Chance auf eine berufliche Veränderung vom Projektmanagement in die Geschäftsführung. Damit verschreibt man sich quasi mit Leib und Seele dem Unternehmen für das man arbeitet. Das Schreiben musste ich eine Zeitlang komplett zurückstellen und wenn ich wieder mal an dem Manuskript arbeitete, dann schubweise, ehe wochenlang wieder Pause war.

Ein wirkliches Ende ist auch dieses Mal noch nicht in Sicht - wird es weitere Teile geben, und wenn ja, wie weit sind hier Deine Planungen vorangeschritten?

Die Serie um Eileen Hannigan ist ursprünglich auf sieben Titel ausgelegt, deren Inhalte allerdings nicht geplant sind. Ich schreibe hier eher Roman für Roman und entwickle Inhalt und Art der Handlung während des Schreibens. Zu Beginn von „Die Generäle“ hatte ich noch keinen blassen Schimmer worin denn nun das große Geheimnis um die Drahtzieher der Weltgeschehnisse bestehen sollte. Die Auflösung kam recht spät und nahm erst im letzten Viertel des Romans Form an.

Zunächst wird es also konkret erst einmal eine weitere Fortsetzung geben. Der Buchtitel steht mit „Hannigan“ bereits fest. Die Arbeit an dem Manuskript beginnt in diesen Tagen.
Darüberhinaus habe ich noch einen weiteren Vigilante-Roman auf dem Zettel stehen, der im Hannigan-Universum spielen wird. Ebenso plane ich noch einen weiteren Ableger um die Söldnertruppe Trigger One von Amadeus Brown. Diese soll zeitlich vor den Hannigan-Romanen spielen, als Trigger One noch für die CIA und andere Regierungsstellen arbeitete.

Action-Thriller leben ja bekanntermaßen von den packend beschriebenen Kampfszenen. Hiervon hältst Du für Deine Fans wieder jede Menge bereit. Wo und wie recherchierst Du hier? Das fängt ja mit den mehr oder minder bekannten Geheimdiensten der USA an, geht über deren Ausrüstung bis hin zu den Waffen - und da dürfte viel als geheim eingeordnet sein?

Die Vorabrecherche findet bildlich vor meinen Augen statt. Beim Schreiben läuft in meinen Gedanken ein Film ab und ich versuche mit flinken Fingern das in Worte zu fassen, was sich vor meinem inneren Auge abspielt. Inspiration für technische Spielereien sind sicherlich Actionfilme und auch Videospiele. Die Recherche erfolgt über das Internet. Wikipedia ist hier eine erste Anlaufstelle - hier findet man so gut wie alles, selbst Listen von Handfeuerwaffen, die in der Fernsehserie „Person of Interest“ „mitwirken“. 
Habe ich also etwas im Fernsehen gesehen, kann ich es jederzeit im Netz nachrecherchieren. Ortsrecherchen stelle ich entweder über die Webseiten von Institutionen an oder über Google Maps und Google Earth.
Was die Geheimnisse einiger Nachrichtendienste und des Militärs angeht - ja, die sind weiterhin geheim. Das heißt, all das, was ich über tatsächliche Operationen schreibe ist öffentlich nachlesbar. An die tatsächlichen Geheimnisse komme ich freilich nicht heran - was möglich sein könnte, gehört ins Reich der Spekulation und bleibt solange fiktiv, bis irgendeine Organisation, die sich mit drei Buchstaben abkürzt, dies öffentlich macht.

Gibt es ein wie von Dir beschriebenes fliegendes Luxus-Bordell wirklich?

Ob so etwas existiert, ist mir nicht bekannt. An dieser Stelle muss ich mich aber bei dem Erfinder dieses fliegenden Luxusbordells entschuldigen, den ich vergaß in meiner Danksagung im Buch zu erwähnen. Die Idee ist von Karl-Heinz Simon als Geschäftsidee geboren und ich schmückte das Ganze dann etwas aus und ging in die Superlative. Aus einer Boeing 737 wurde ein Airbus A380; aus Vergnügungsrundflügen über Deutschland, eine internationale Geschichte.
Die Belle Aire taucht übrigens auch in dem eBook „Das Vigilante Prinzip“ auf.

Auf Deiner Webseite und auch bei Facebook und Twitter kann man nachlesen, dass Du Pläne für einen Genre-Wechsel hegst: Statt Thriller und Weltraumkrieg beabsichtigst Du Dich künftig auch auf einem archaischen Schlachtfeld zu bewegen - warum reihst Du Dich in die Phalanx der Fantasy-Autoren ein, wo sind hier Deine Vorbilder und am Wichtigsten, was willst Du anders als diese machen?

Das liest sich so, als betrete ich Neuland, dem ist aber nicht so. Die Buchreihe „Shendria“ ist direkt nach der SF-Reihe“ Lex Galactica“ (ursprünglich „Bounty“) entstanden. Das war bereits im Jahr 1988.
Fantasy findet sich übrigens auch in den späteren meiner „Vampir Gothic“-Romane, bei denen ich die Handlung in die ferne Welt Opyria verlegte und das Vampir-Thema weitgehend ad acta legte und eher epische Fantasy-Schlachten-Szenarien beschrieb.

Meine Begeisterung für Fantasy und der Ursprung der „Shendria“-Reihe liegt irgendwo zwischen einer alten Rollenspielleidenschaft („HeroQuest“, „Dungeons & Dragons“ und „Das Schwarze Auge“) und dem Konsum der „Herr der Ringe“-Trilogie und den „Drachenlanze“-Romanen. Später gesellten sich Filme wie „Conan“ und „Willow“ hinzu sowie die „Letzte Rune“-Romane von Mark Anthony. Sicherlich hab ich in jüngster Zeit auch die „Game of Thrones“-Fernsehserie verfolgt und auch die Romane von George R. R. Martin gelesen, für die Inspiration der „Shendria“-Reihe kam das aber Jahrzehnte zu spät.

Warum jetzt? Es hatte sich vorher noch nicht die Möglichkeit ergeben, „Shendria“ so zu platzieren, wie ich es gerne wollte. Zwar gab es zwei interessierte Verlage, aber ich hatte immer ein ungutes Bauchgefühl. Jetzt, im Atlantis Verlag, weiß ich die Bücher gut aufgehoben und mit Mark Freier, der bereits die Titelbilder zur Hannigan-Reihe beisteuert, haben wir einen Illustrator gefunden, der die Cover in einer Form darstellt, die ich mir immer gewünscht habe.

Auf Facebook wird schon seit einigen Wochen von einem Geheimprojekt gemunkelt; Du schreibst zusammen mit Dirk van den Boom ein Buch - Fortsetzungen bei Erfolg möglich. Nun erzähl’ doch einmal, wie es zur Zusammenarbeit kam - ihr kennt wuch ja schon von Deiner Mitarbeit an der SF-Serie „Rettungskreuzer Ikarus“.

Wenn wir schon dabei sind, können wir den Vorhang auch gleich lüften. Bei dem Projekt geht es um eine deutsche Superheldenserie in Romanform. Die Reihe wird „Die Beschützer“ heißen und ist von Dirk und mir konzipiert und wird auch von uns beiden abwechselnd geschrieben.
Ob es zusätzlich noch einen Comic geben wird, wissen wir noch nicht. Hierzu müssten wir geeignete Zeichner finden, was nicht unbedingt einfach ist.
In einer WhatsApp-Gruppe diskutieren Dirk und ich viel über Filme, Romane, Comics, Gadgets und nach den einschlägigen Marvel-Filmen und den DC-Fernsehserien wie „Arrow“ und „The Flash“, warf ich irgendwann letztes Jahr mal in die Gruppe ein, wir könnten doch mal eine deutsche Superheldenserie schreiben.

Dirk gefiel die Idee und er sandte mir dann auch gleich einen Entwurf zu drei Helden, die er gerne portraitieren möchte. Das war sofort Ansporn für mich, drei weitere Charaktere hinzuzudichten und schon war es um uns geschehen.

Wir klopften bei Guido Latz vom Atlantis Verlag an, der seinen Segen dazu gab, die Reihe zu publizieren. Da Dirk zu dem Zeitpunkt in etwa vier weiteren Projekten eingebunden war und ich „Die Generäle“ gerade fertiggestellt hatte, begann ich, den Auftaktband zu „Die Beschützer“ zu schreiben, der unter dem Titel „Ära der Helden“ veröffentlicht wird.

Ist es nicht eine Umstellung, mit einem anderen Autor zusammenzuarbeiten? Wie habt ihr diese Kooperation ausgestaltet?

In meinem bisherigen Schaffen habe ich ja bereits einige Erfahrung mit der Zusammenarbeit anderer Autoren sammeln können. Ob nun mit Dario Vandis in der „Edition DK“, mit Manfred Weinland bei „Volk der Nacht“ oder mit Werner K. Giesa zu „Professor Zamorra“. Alle Arbeiten liefen auf unterschiedlichen Ebenen ab. Abwechselnde und eigenständige Kapitel, oder tatsächlich nacheinander geschriebene Textpassagen. Alles war drin.

Bei Dirk und mir ist das relativ entspannt zu sehen. Wir schicken uns nicht täglich das Manuskript rum und schreiben an der Stelle weiter, wo der jeweils andere aufgehört hat, sondern wir schreiben unsere Romane unabhängig voneinander, in sich abgeschlossen, aber mit einem durchgehend schwachroten Faden.

Für den Auftakt habe ich mit Dirks Helden noch gar nichts zu tun, ich kann also nach Gutdünken den Boden bereiten. Auch Dirk muss nur wenige Szenen von meinem Roman kennen, um seinen zu füttern. Sicherlich wird es ab Band 3 dann etwas spannender und wir werden uns inhaltlich etwas öfter austauschen müssen.

Gravierende Änderungen bei den Protagonisten müssen natürlich kommuniziert werden. 

Dennoch gab es auch beim ersten Roman schon eine kleine Überschneidung. Ich hatte vor, einen der Protagonisten über die Klinge springen zu lassen, doch Dirk hatte diesen bereits in seinem Roman untergebracht. Das verschafft der Person eine Verschnaufpause, aber im dritten Band ist sie dann dran.

Und wer liefert die Ideen? Wie geht das Brainstorming vor sich?

Die Ideen kommen von uns beiden. Jeder von uns ist fit genug, Ideen am laufenden Band zu produzieren, sonst würden wir gar nicht erst schreiben. Bisher war nur minimales Brainstorming in Form eines Kurzkonzepts erforderlich. Wir werden uns allerdings sicher zusammensetzen und eine kleine Vorausplanung machen, denn verzetteln wollen wir uns nicht.

Wenn es um kleine Änderungen oder inhaltliche Besprechungen geht, klären wir das direkt auf virtuellem Weg. Dirk und ich stehen täglich per Mail und WhatsApp in Kontakt. Was zuviel zum Tippen ist, wird als Voicemail verschickt. Da kommen mitunter Audiomonologe von bis zu 25 Minuten zusammen.

Vielen Dank, dass Du uns Rede und Antwort gestanden bist.