Cassie Hill: Die Wollust der Heilerin (Buch)

Cassie Hill
Die Wollust der Heilerin
Blue Panther Books, 2022, Taschenbuch, 180 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Nach zwei „Haut an Haut“-Romanen über Connie und Mark wendet sich Cassie Hill in „Die Wollust der Heilerin“ neuen Figuren zu und einem ganz anderen Hintergrund: Ihre Geschichte spielt im Mittelalter und in den schottischen Highlands. Vage thematisiert wird darin der langwierige Konflikt zwischen Schotten (Kelten) und Engländern (Sachsen, „Sassenachs“), der schon in Büchern und Filmen wie „Braveheart“ und „Outlander“ für Spannungsszenen sorgt, wenngleich die Handlung in diesen zeitlich später angesiedelt ist.

 

Seit dem Tod der Mutter kümmert sich Rhiann um den Haushalt ihres Vaters und die jüngeren Geschwister. Überdies lernte sie vom ehemaligen Heiler des Dorfes und hat mittlerweile dessen Aufgaben übernommen. Ihr bester Freund und Vertrauter von Kindesbeinen an ist der Stallbursche Padraig. Obwohl sie erste sexuelle Erfahrungen teilen, unterlassen sie den letzten Schritt, denn ihre Herzen gehören anderen.

Während Padraig erfolgreich um Kendra wirbt, selbst der Vater nach Jahren der Trauer der verwitweten Laoghaire einen Antrag macht, hat sich Rhiann schließlich damit abgefunden, dass sie für immer allein bleiben wird. Denn der Clanführer Adair McCallum, der sie einst fast wie seine eigene Tochter behandelt hat, geht ihr seit geraumer Zeit aus dem Weg. Sie hat nicht die geringste Ahnung, wodurch sie sich seinen Zorn zugezogen haben könnte, würde sie ihn - ihre große und einzige Liebe - doch niemals verletzen wollen.


Cassie Hill nimmt sich sehr viel Zeit, das Leben ihrer Figuren zu beschreiben, das ausschließlich im Dorf und über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren stattfindet.

Obschon die Menschen damals hart arbeiten mussten, um über die rauen Winter zu kommen, ein Unfall des Ernährers seine Angehörigen in bittere Not stürzen und Seuchen ganze Clans auslöschen konnten, werden diese Details zugunsten des romantischen Dramas ausgeblendet (man will ja lieber auch nicht wissen, wo Red Sonja auf der Flucht vor einer Horde Barbaren über eine baumlose Ebene auf Toilette geht...). Stattdessen wird ein ‚grünes Aussteigerparadies‘ geschildert, in dem jedes Familienmitglied in seiner schweren Arbeit, die ausreichend Nahrung für alle einbringt, Erfüllung findet und nachbarschaftlicher Zusammenhalt Hilfe in Krisenzeiten garantiert.

Selbst die Auseinandersetzungen mit feindlichen Clans und insbesondere den Sassenachs sind kein großes Thema und dienen nur einem einzigen Zweck, den man früh errät, genauso wie den zweiten Grund, weshalb Adair zu Rhiann auf Abstand geht, als sie zur Frau reift. Man kann das Problem als hausgemacht bezeichnen, denn die beiden reden nicht beziehungsweise erst spät miteinander, was insofern nicht nachvollziehbar ist, da einerseits der Clanführer bloß Vermutungen anstellt, aber über kein belegtes Wissen verfügt, und Rhiann andererseits als ‚Ausnahmefrau‘ beschrieben wird, in dieser Angelegenheit jedoch bockig statt mit ihrem üblichen Selbstbewusstsein reagiert. Ohne diesen Knipff wäre das Buch natürlich schneller zu Ende gewesen.

Infolgedessen sorgen für die reichliche erotische Würze Rückblenden und Phantasien, erste Spiele zwischen guten Freunden und das Miteinander sonstiger Paare, bis endlich das erwartete Happy End die Hauptfiguren zusammenbringt, Bereinigung der Missverständnisse inklusive. Die Autorin überschreitet hierbei eine gewisse Grenze nicht, weder bei den geschilderten Praktiken noch bei der Wortwahl.

Von daher möchte man den Titel einem Publikum empfehlen, das Spaß an nicht zu graphischer Highlander-Erotik mit einer annehmbaren Rahmenhandlung und vielen sympathischen Figuren hat.