Michael Schmidt (Hrsg.): Zwielicht 5 (Buch)

Michael Schmidt (Hrsg.)
Zwielicht 5
Titelillustration von Björn Ian Craig
Saphir im Stahl, 2014, Taschenbuch, 340 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-943948-45-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Bereits zum zweiten Mal dieses Jahr hebt sich der Vorhang zum einzigen Horror-Print-Magazin unseres Sprachraums. Seitdem Michael Schmidt, der für die Herausgabe des Magazins verantwortlich zeichnet, im Saphir im Stahl Verlag eine neue Heimat gefunden hat, zeigt sich, dass es offensichtlich einen Markt nicht nur für Anthologien und Kurzgeschichtensammlungen, sondern auch für ein Periodikum gibt.

Dabei ist anzumerken, dass, wie bislang schon, „Zwielicht“ seinen Schwerpunkt auf die Präsentation neuer Geschichten und klassischer Wiederentdeckungen richtet. Nur drei fundierte und interessante Sekundärartikel – über die genialen Harlan Ellison, T.E.D. Klein und den Vincent Preis 2013 – runden den Prosa-Teil ab. Hier wäre, sofern der Herausgeber genügend geeignetes Material findet, eine Ausweitung der Artikel wünschenswert.

Auch inhaltlich versucht Schmidt, neue Wege zu erkunden. Neben den gewohnten Erzählungen – unter anderem als deutsche Erstveröffentlichung eine Geschichte von Algernon Blackwood – wartet ein Kurzroman auf den Leser; ein Versuch, der meines Erachtens den Rahmen eines Magazins ein wenig sprengt, auch, ja gerade weil der Beitrag von Marcus Richter eine Einzelveröffentlichung verdient hätte und zu den besten Geschichten des Bandes zählt.

Was erwartet den Leser?

Michael Tillmann entführt uns in „Der lakonische Cowboy kommt in die Geisterstadt“ in den Wilden Westen. Dass der Barkeeper ein wandelndes, Blut trinkendes Skelett ist, wirkt dann aber doch ungewöhnlich – mehr wird nicht verraten…

In Michael Böhnhardts „Obskure Bettgesellen“ geht es um Rache, ein Schäferstündchen und einen Geisterbeschwörer.

Joachim Packs „Mitternacht“ stellt uns einen Metzger vor, der dank eines Schäferstündchens mit der falschen Frau und einem Hundebiss eine drastische Verwandlung durchmacht.

Eine neue Nachbarin ist immer eine Umstellung, zumal, wenn sie, wie in Sascha Dinses „23b“ das Leben eines Schriftstellers total verändert und dafür sorgt, dass sich die Polizei für ihn interessiert.

Wenn man ein begehbares Puppenhaus sein Eigen nennt, wie es in Jerk Götterwinds „Das Puppenhaus“ der Fall ist, dann hat man Probleme damit, seine Bewohner, möglichst lebensechte Puppen, zusammenzubekommen – Nate Larson aber hat sich für seine Sammlung etwas einfallen lassen.

Dominik Grittner erzählt uns in „Sterben wie Iggy Pop“ von einer Band, die ganz kurz vor ihrem endgültigen Durchbruch steht. Bei ihrem größten Auftritt will der extravagante Sänger für Aufsehen sorgen – was ihm auch gelingt.

Michael Schmidt entführt uns in „Lady Evil“ einmal mehr nach Silbermond. Im Bandenkrieg um die Vorherrschaft über die Prostitution gehen die beiden Gangsterbosse unterschiedliche Wege – eine Entführung oder doch die Verlockung des Fleisches, welcher Plan wird letztlich von Erfolg gekrönt sein?

Angelika Paulys „Das Auge“ stellt uns einen Wissenschaftler vor, der zuerst von einem Auge, später von einer Hand verfolgt wird – ein Fall für die Klapse, oder?

Erik Hauser entführt uns in „Mädchen, Monster, Modegliani“ nach Heidelberg, besser gesagt auf die Terrasse unterhalb des Heidelberger Schlosses, die sich bei verliebten Paaren größter Beliebtheit erfreut – was sich auch an herrenlosen Sandalen bemerkbar macht.

Algernon Blackwoods „Die Wölfe Gottes“ stellt uns einen Mann vor, der nach Jahren, die er in den kanadischen Wildnis verbracht hat, auf die heimischen Orkney-Inseln zurückkehrt – nicht ahnend, dass ihm ein Fluch folgt, der grausame Gerechtigkeit übt.

Marcus Richter erzählt uns in „Der kostbare Zwilling“ die Geschichte von Mordechai Stein, dem Tätowierten, dem Listenreichen, dem Dieb und Mörder, einen geplagten Mann, der von einem Wesen, einem Mannvogel beherrscht wird und untätig im eigenen Körper gefangen miterleben muss, wie sein unerwünschter Gast verfluchte Kindergräber be- und heimsucht – bis sie in einem dänischen Moor auf die dort seit Äonen auf ihre Wiederkunft wartenden Jötunen stoßen…