Michael Schmidt: Silbermond – Die Rock-Horror-Oper (Buch)

Michael Schmidt
Silbermond
Die Rock-Horror-Oper
Titelillustration von Lothar Bauer
Michael Schmidt, 2013, Paperback, 124 Seiten, 7,49 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Wir kennen Michael Schmidt als Herausgeber des „Zwielicht“-Magazins. Im vorliegenden Sammelband hat er drei seiner Novellen zusammengeführt und dem Leser zugänglich gemacht. Die ersten beiden Geschichten erschienen bereits 2007 und 2008 in längst vergriffenen Anthologien, der dritte Beitrag ist eine Erstveröffentlichung.

Verbindendes Glied der drei Texte ist der Handlungsort: ein Moloch von urbaner Stadt, die in drei streng voneinander getrennte Teile aufgesplittet ist. Während in der Oststadt, in der zumindest nach außen hin Recht und Gesetz herrschen, die allmächtigen Familien im Hintergrund die Zügel fest in der Hand halten, herrschen in der Weststadt die Banden. Einzig in der Neustadt gibt es noch Anarchie und in deren Gefolge eine gewisse Freiheit für die dort lebenden Menschen.

Die erste Novelle, treffenderweise „Weststadt“ betitelt, nimmt dabei mit 93 Seiten den breitesten Raum im Buch ein. Wir lernen drei unterschiedliche Menschen kennen, die das Schicksal zusammenführt. Jasper ist ein Überlebenskünstler, einer der mit jedem kann, der sich legal wie illegal durchschlängelt ohne bislang in seinem Leben etwas wirklich Schlimmes begangen zu haben. Er ist der Sünder im Triumvirat. Maria verdient ihren Lebensunterhalt mit ihrer Gabe, immer einmal wieder einen Blick der Zukunft zu erhaschen. Sie darf als Wissende ihren Platz einnehmen. Dritter im Bunde ist Gabriel, der als ehrliche Haut die Rolle des Aufrechten übernommen hat. Bei einem Konzert lernen sie sich kennen. Kurz darauf, als Unruhen ausbrechen, sind sie es, die dazu ausersehen sind, die Wiederkunft Baliols aufzuhalten…

In „Oststadt“ macht uns Schmidt mit einem Revolvermann einer der angesehensten Familien der Oststadt bekannt. Nach einer Schießerei musste er die Stadt wie auch die Tochter seines Bosses verlassen – nun ist er zurück um sich seinen Namen und seine Braut wiederzuholen; vielleicht zu spät?

„Gipsy Queen“ schließlich zeigt uns einen Mann fürs Grobe einer der großen Familien, der in die Hände einer versierten Hexe gerät – und deren Hexerei ist wahrlich teuflisch…

Michael Schmidt macht das wahrlich nicht ungeschickt: Mit seinem dreigeteilten Handlungsort hat er sich eine Bühne geschaffen, die sich abwechslungsreich und interessant anbietet, ihm dabei gerade durch die unterschiedliche Ausrichtung der einzelnen Stadtteile die Möglichkeit bietet, in die Niederungen dem menschlichen Gesellschaft vorzudringen. Bandenwesen, das organisierte Verbrechen, Drogensucht und Gewalt sind letztlich bekannte Versatzstücke, die er jeweils angepasst für seine Handlung heranziehen kann. Vor dieser Bühne lässt er – einmal ausführlicher, dann in zwei kurzen, pointierten Stücken – seine Handlung ablaufen. Dabei vermeidet er zu sehr in der Mottenkiste des Horrors zu räubern, baut weit lieber und erfolgreicher auf ein dunkles Mysterium, das sich seinen Protagonisten und dem Leser erst nach und nach erschließt.

Atmosphärisch dicht unterhält er dabei inhaltlich spannend und stark, überrascht seine Leser mit Wendungen und einem nicht vorhersehbaren Schluss.