Petra Hartmann & Andrea Tillmanns (Hrsg.): Mit Klinge & Feder (Buch)

Petra Hartmann & Andrea Tillmanns (Hrsg.)
Mit Klinge und Feder
UBV, 2013, Taschenbuch 248 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-3-943378-07-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Phantasie statt Völkerschlachten, so das Motto, das die Herausgeberinnen ihren Kolleginnen – die Anthologie richtete sich ausschließlich an weibliche Autoren – bei der Ausschreibung ins Stammbuch schrieben. Und, wie nicht anders zu erwarten, haben es die Verfasserinnen genutzt, um einen bunten Strauß abwechslungsreicher, spannender und relativ unblutiger Erzählungen vorzulegen. Dabei lassen sich die Geschichten nicht auf ein Sub-Genre festlegen. Storys im Hier und Jetzt wechseln sich mit archaischen Schauplätzen ab, kurze pointierte Beiträge folgen auf Novellen; für Abwechslung ist also gesorgt.

Stilistisch bieten sich die Erzählungen durchweg solide an, immer wieder überraschen uns die Verfasserinnen mit unerwarteten Wendungen, verblüffenden Ideen und packenden Begebenheiten. Besonders gefallen haben mir die Beiträge von Charlotte Engmann („Hüter der Schriften“), Christel Scheja („Was lange im Verborgenen ruht“), Petra Hartmann („Märchen von der verzauberten Straßenlaterne“) und Linda Budinger („Greifenehre“).

Um was geht es im Einzelnen?

Stefanie Pappon wendet sich in „Sieben Leben“ auch – aber nicht nur – an Katzenliebhaber. Eine edle Somali-Katze kommt immer wieder ins Tierheim, weil ihre zumeist älteren Besitzer beim Streicheln in den ewigen Schlaf fallen – ein Böser, wer Arges dabei denkt.

Charlotte Engmann berichtet uns in „Hüter der Schriften“ von einem Sklaven, der die Bücher des Tempels auf Wunsch seiner Schwester in die Ferne begleitet. Als das Schiff von Piraten überfallen wird, kann er die Bücher und sein Leben nur retten, indem er einen Handel mit den Freibeutern eingeht – ein Handel, der ihn zur Insel der Sirenen führt.

Im nächsten ebenfalls von Charlotte Engmann verfassten Beitrag, „Die letzte Bahn“, begegnet eine alte Frau in der letzten U-Bahn dem Engel des Todes.

Petra Hartmanns „Das Märchen von der verzauberten Straßenlaterne“ berichtet uns von einer raffinierten Rache. Einst waren sie Kollegen, aufstrebende junge Magier, doch dann verschaffte sich der große Magnus – auch Dank des Ausnützen seines Kollegen – einen Vorteil und machte Weltkarriere. Am Silvesterabend ist der Tag der Rache gekommen, bei der eine Straßenlaterne, die eiskalte Witterung und eine Zunge eine nicht unbedeutende Rolle spielen.

Und weiter geht es mit dem zweiten Beitrag von Petra Hartmann. In „Winter-Sonnenwende“ entführt uns die Autorin ins kalte Nordland. Orh, der Bernländer, wandelt auf Freiersfüßen. Für seine Angebetete fehlt ihm nur noch eine Jul-Gabe – doch die Beschaffung erweist sich als schwieriger als gedacht.

Der dritte Beitrag Hartmanns, „Der Reiter auf dem schwarzen Pferd“, führt uns zum Reitervolk der Steppe, das seinen Tribut auf ungewöhnliche Art und Weise einfordert.

In Stefanie Pappons „Naso brevirstris“ stößt eine junge Fotografin in einem verlassenen Sanatorium auf ein merkwürdiges Kästchen, das so allerlei Bewohner enthält.

In ihrem nächsten Beitrag, „Der Spätzünder“ betitelt, berichtet sie uns von einem ganz besonderen Vampir; einem Steinesser, der aber bislang seine Nahrungsquelle noch nicht gefunden hat.

Christel Scheja erzählt uns in „Was lange im Verborgenen ruht“ von einem Magier, der einmal mehr alle Brücken hinter sich abbrechen muss – Jahrhunderte langes Leben ist nicht immer nur eine Freude.

In Andrea Tillmanns „Gerechter Lohn“ tanzt eine Fahrende für einen reichen Händler und wird anschließend um ihren gerechten Lohn betrogen. Etwas, das ihre Schwester nicht auf sich beruhen lassen will.

Ebenfalls von Andrea Tillmanns folgt in „Signale“ die Geschichte eines Versuchs. Ein junger Student sucht mit Hilfe von Laser und Spiegeln ein Signal zu verstärken – und er hat Erfolg. Leider.

Petra Vennekohls erster Beitrag, „Löckchen“ betitelt, berichtet uns von einer Diebin, die beauftragt wird, aus der Burg eines Magiers das Haar seiner Konkurrentin, mit dessen Hilfe er diese und ihre Magie in seiner Gewalt hat, zu stehlen.

In ihrem zweiten Beitrag, „Zur dunkelsten Stunde“, stellt sie uns eine junge Magierin und ihren Seelengefährten, einen Greifvogel, vor. Als ein alter Magier sie dazu zwingen will, ihn bei seinem Vorhaben sich die Welt untertan zu machen zu helfen, dreht sie den Spieß um und bereitet dem Despoten eine Überraschung.

Linda Budinger kehrt in „Greifenehre“ zu ihrem aus dem Roman „Die Nebelburg“ bekannten Handlungsort zurück. Die zwei Greifenreiterinnen Daphne und Rinia sind auf ihrem ersten diplomatischen Einsatz. Bei einem Turnier sollen sie dem Ereignis Glanz und königliche Billigung verleihen. Als eine Räuberbande die Händler überfällt, wird es spannend...

In Stefanie Pappons „Alte Damen reizt man nicht“ begegnet uns eine renitente Rentnerin, die um in öffentlichen Verkehrsmitteln auf den ihr zustehenden Behindertenplatz zu kommen zu ungewöhnlichen Mitteln greift.

Charlotte Engmann schließt die Anthologie dann mit „Mächtiger als das Schwert“ ab. In der kurzen, pointierten Geschichte stellt uns die Autorin eine Gruppe Abenteurer vor, die in einem Gasthaus auf einen Zwerg treffen, der eigentlich nur in Ruhe seine Geschichte aufschreiben will – bis er herausgefordert wird.