Michael Schmidt (Hrsg.): Zwielicht Classic 12 (Buch)

Michael Schmidt (Hrsg.)
Zwielicht Classic 12
Titelillustration von Oliver Pflug
Paperback, 214 Seiten, 9,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Das Dutzend ist voll - zwölf Mal bereits suchte und fand der Herausgeber Michael Schmidt besondere Geschichten aus dem Bereich der Phantastik und machte diese, die vormals in seltenen, kaum mehr aufzufindenden Periodika erschienen waren, dem Leser wieder zugänglich. Zwar führt der Herausgeber aus, dass der Zuspruch der Leserschaft nachgelassen hat, und liefert auch gleich die Gründe dafür mit. Zum einen fangen Leser in aller Regel mit der ersten Nummer eines Magazins an, und arbeiten sich dann - wie vorliegend - zur 12 durch, zum anderen, und dies ist eigentlich erfreulich, gibt es zwischenzeitlich gerade im Bereich der Weird Fiction jede Menge Anthologien, auf die sich das Leser-Interesse verteilt. 

Insoweit wird er zunächst bei einer Classic-Ausgabe im Jahr bleiben; weitergemacht wird glücklicherweise aber auf jeden Fall. Und das muss auch sein, denn kaum ein anderes Periodikum kann inhaltlich wie handwerklich so abwechslungsreich und gleichzeitig gut unterhalten, schockieren und nachdenklich machen, wie die „Zwielicht“-Anthologien.


Und was wartet darauf, dass der Rezipient sich dafür Zeit nimmt?

Auch solch legendäre Orte wie Innsmouth und dessen Besucher müssen mit der Zeit gehen. So vertreiben sie natürlich übers Internet ganz besondere Heilmittel - und die wirken, haben aber doch recht deutliche Nebenwirkungen wie Torsten Scheib in „Das Schreien der Kröten“ berichtet..

Ein Schreikind kann eine junge, überforderte Mutter an den Rand des Wahnsinns bringen. Wenn dann, wie in Julia Annina Jorges „Wo deine Schuld vergeben ist“ eine Frau namens Lilith ihre Hilfe anbietet, ist man froh - doch der Preis der zu zahlen ist…

Jürgen Gabelmann stellt uns in „Endstation“ zwei Brüder vor, die zwischen den Welten wandeln - und der Rabe schaut zu…

Karin Reddemann stellt uns in „Zeit der Kniestrümpfe“ zwei junge Mädchen, zwei Freundinnen vor. Dass eine der Beiden immer wieder Zehen und Finger verliert, erscheint aber doch etwas merkwürdig; man könnte fast an Missbrauch der besonders brutalen, verwerflichen Art denken…

In Ellen Nortens „Der lange Marsch der Wolkenkratzer“ begleiten wir die Wolkenkratzer von Chicago, die auch einmal den Hudson River und Manhattan besuchen und dort bestaunt werden wollen…

Hubert Katzmarz’ „Der Aufenthalt“ stellt uns einen Dichter vor, dem endlich sein Durchbruch, ein Verlagsvertrag, winkt. Wenn er mit seinem maroden Fahrzeug denn jemals das Verlagsbüro erreicht. Doch vielleicht, wer weiß, ist es ja besser, er bleibt in der Pampa hängen, macht ihm doch ein merkwürdiger Alter einen Vorschlag…

Auf der Suche nach einer Studentenbude zieht eine Tochter aus gutem Hause in ein Zimmer eines ehemaligen Hotels. Erst denkt sie sich nichts, als sie das verwüstete Bad bemerkt, dann aber ahnt sie in Nadine Muriels „Wohnung Nummer Acht“, was den Vormietern zugestoßen ist…

Maria Heidrich beschäftigt sich in „G2 Alpha“ mit den Zuständen in Pflegeheimen - die so manches Mal Gesindel auf den Plan rufen. Gut, wenn es da Stationsleitungen gibt, die sich um ihre Pflegebedürftigen kümmern.

Der Rabe war einst das Totemtier der Indianer von Vancouver - und auch heute noch, im Zeitalter der Shoppinh Malls und der Vergnügungs- und Bildungsreisen, kann einem gar Merkwürdiges widerfahren wie uns Manfred Lafrentz in seinem Beitrag „Rabe“ berichtet.

Der Weltuntergang ist nicht abzuhalten. In Michael K. Iwoleits „Das Ende aller Tage“ kehrt ein Flüchtling, ein Wanderer, kurz bevor das interstellare Unheil die Erde zerreißt, an den Ort zurück, an dem er glücklich war - eine Kommune, in der er einst und vielleicht auch jetzt sein wahres Glück fand und findet.

Nina Horvarth entführt uns in „Die Duftorgel“ auf einen fremden Planeten, auf dem sich die dort lebende Rasse mittels Düften verständigt - und wie so oft hinterlässt der Besuch der Menschen nichts Gutes.

In Achim Hildebrands „Sand in den Augen“ erfahren wir und die Forscher endlich, wohin die enormen Wassermengen des Mars gelangt sind…

Luzifer hat sich etwas Neues ausgedacht – eine Gegenreligion, für die er in „Die Petition“ von Daniela Herbst namhafte Unterstützer sucht.

Michael Schmidts „Julio“ berichtet uns von alternden Künstlern. Einst waren sie umjubelte Stars, doch dann war der Ruhm vorbei. Jetzt gab es in Silbermond ein Comeback-Konzert der besonderen Art, von der selbst der Himmel gerührt war und seine Schleusen öffnete - und damit nicht genug, kamen andere Fans…

Karin Reddemann eröffnet der kleinen Reigen der Artikel. Mit „Die dunkle Muse“, in der sie nicht nur reale Bestien in Menschengestalt sondern auch besondere Filme beleuchtet, und die bisherigen Preisträger des Vincent Preises vom Herausgeber zusammengestellt runden das Buch ab.