Elsbeth Cooper: Der Schleier der Macht (Buch)

Elsbeth Cooper
Der Schleier der Macht
Die Lieder der Erde 3
(The Raven’s Shadow - The Wild Hunt Book Three, 2013)
Übersetzung: Michael Siefener
Heyne, 2014, Paperback, 672 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-453-5280-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Leicht wird es den Helden nicht in diesem dritten Band der Reihe gemacht, die hier ohne Übertitel erscheint. „Der Schleier der Macht“ setzt genau dort an, wo „Die Wilde Jagd“ und „Die Lieder der Erde“ aufhörten. Leider spielt Gair auch diesmal eher eine Nebenrolle, auch wenn sich sein Schicksal langsam mit dem der anderen Protagonisten verbindet.

 

Gair gelingt es zwar im Süden eine Gruppe von Nonnen zu retten und außer Landes zu bringen, bevor die Kultisten sie wie andere Gläubige an die Göttin umbringen können, aber er weiß auch, dass er ein Verfluchter und Ausgestoßener bleiben wird, denn nachdem seine Geliebte und sein Mentor beide nicht mehr am Leben sind, neigt er dazu, seine Gabe, wenn sie einmal entfesselt ist, nicht mehr kontrollieren zu können.

Derweil hat sich Teia dazu entschlossen, ihr eigenes Volk aufzuhalten, denn angetrieben durch die Seherin Ytha drängen dieses immer mehr in das Reich vor, um sich die fruchtbaren Gebiete zurück zu erobern, aus denen sie vor langer Zeit vertrieben wurden. Aber sie weiß, dass der neue Häuptling der Stämme, unter dessen Fuchtel sie auch leiden musste, nur Leid für alle bringen wird, aber nicht wirklich Gerechtigkeit.

Der Weg zu einer einsamen Festung im Norden ist weit und gefährlich, aber schließlich treffen sie doch wieder aufeinander, um ihr Schicksal zu erfüllen. Teia, die die Kämpfe ihres Lebens führen müssen wird, Gair, der immer mehr von den Schatten seines eigenen Gewissens getrieben wird, und Tanith die elfische Heilerin, die sein Herz an ihn verloren hat.


Auch „Der Schleier der Macht“ ist davon abhängig, dass man die Vorgängerbände kennt und dadurch mit den Figuren vertraut ist. Wieder nimmt sich die Autorin erstaunlich viel Zeit, Alltäglichkeiten zu schildern, die Umgebung zu beschreiben und den Charakteren im Buch auch einiges an Entwicklungsmöglichkeit zu geben; und  das ist auch ein großes Manko des Romans. Denn die Handlung plätschert mehr oder weniger spannungslos dahin, die Figuren kommen nur langsam vom Fleck und deren Motivation geht in der ganzen Textmasse mehr oder weniger verloren.

Kleine Geplänkel nehmen den Raum ein und ziehen die dramatischen Momente auf sich, so dass der große Showdown am Ende eher im Sande verläuft und belanglos wirkt. Längst hat man das Interesse an den Figuren verloren und der Moment, in dem endlich die Kräfte aufeinander treffen, verpufft sehr schnell ins Nichts. Zudem bricht die Handlung dann auch noch abrupt ab, ein abschließender Band, der die Schicksale zu einem ansprechenden Ende führt, ist bis heute noch nicht erschienen.

Das ist eigentlich schade, denn die Figurenzeichnung der Autorin ist eigentlich ganz nett, auch die Beschreibungen sind unterhaltsam, die Geschichte selbst bleibt durchaus im Fluss - aber der rote Faden ist inzwischen ziemlich dünn geworden und scheint am Ende zu zerfasern, so dass man das Buch ganz und gar nicht zufrieden beiseite legt.

„Der Schleier der Macht“ ist wie auch schon seine Vorgänger ein solide verfasstes Buch, bei dem sich die Autorin sehr viel Zeit für die Charaktere und ihre Entwicklung nimmt. Nur verpasst sie leider die Gelegenheit ihrer „Trilogie“ ein angemessenes Ende zu geben und die offenen Fäden am Ende sauber und vor allem ansprechend miteinander zu verbinden.