The Warlord 2: Deimos (Comic)

Mike Grell
The Warlord 2
Deimos
(The Warlord # 11-21. (11=1st Issue Special 8), 1975-1979)
Aus dem Amerikanischen von Christian Langenhagen
Titelillustration und Zeichnungen von Mike Grell
Cross Cult, 2010, Hardcover, 196 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-941248-88-5

Von Christel Scheja

Die persönlichste und ausgefeilteste Serie von Mike Grell ist wohl „The Warlord“. Die Saga erzählt die abenteuerliche Geschichte des Air-Force-Piloten Travis Morgan, der bei einem Einsatz über Russland abgeschossen wird und in einer Welt landet, in der die Zeit durcheinandergeraten zu sein scheint, denn dort leben Dinosaurier, Urzeit-Säugetiere und Menschen aller Kulturstufen miteinander. Dabei trifft er auf die leicht geschürzte Kriegerin Tara, die auf der Flucht vor dem schurkischen Magier Deimos ist.

Nach und nach findet Travis, den man schon bald „The Warlord“ nennt, da er sich vehement für die Schwachen und Rechtlosen einsetzt, heraus, dass er sich in einer Welt in der Erde befindet, denn Skartaris ist eine Hohlwelt. Allerdings ist Zeit hier relativ, wie er merken muss, als es ihn wieder an die Erdoberfläche zurückverschlägt.

Zusammen mit der Archäologin Mariah kehrt Travis in die geheimnisvolle Welt unter die Erde zurück und macht sich auf die Suche nach Tara, die er nicht vergessen hat. Dabei trifft er auch seinen alten Mitstreiter Machiste wieder. Dem bleibt allerdings in der Folge nicht verborgen, dass die rothaarige Russin von der Erdoberfläche ein Auge auf den Amerikaner geworfen hat. Aber er sagt nichts und wartet geduldig im Hintergrund, da er selbst in Liebe zu der schönen Mariah entbrannt ist und hofft, sie für sich gewinnen zu können. Die beiden begleiten den Warlord auf seiner harten Reise zurück nach Shamballah, der Stadt, in der Tara als Tochter des Königs lebt. Dabei kommt es immer wieder zu kleineren Auseinandersetzungen mit Monstern und alten Feinden wie dem ebenfalls von der Erdoberfläche stammenden Stryker, der noch eine Rechnung mit Morgan offen hat. Aber auch untereinander kommt es zu Konflikten, denn gerade Mariah fällt es schwer, die Besessenheit des Warlords für die unbekannte Schöne zu akzeptieren, hinter der Morgan ihrer Meinung nach sinnlos herläuft

In Shamballah angekommen muss Morgan allerdings erfahren, dass der schurkische Magier Deimos den König ermordet und die Macht an sich gerissen hat. Tara ist in den Untergrund gegangen, weil sie keine andere Wahl hatte, denn inzwischen hat sie Morgan einen Sohn geboren – Joshua. Doch das Glück der beiden währt nicht lange. Das Kind wird entführt und nun ist es an seinen Eltern, einen Weg zu finden, es zurückzuholen, ehe Deimos ihn zum Schlechten beeinflusst...

Der zweite Sammelband von Cross Cult fasst die Bände 11 bis 21 zusammen, wobei man vom elften Band nur das Cover und drei ummontierte Seiten zu sehen bekommt, da es sich ansonsten mit dem „First Issue Special“ # 8 deckt. Die Geschichte geht ansonsten dort weiter, wo sie aufgehört hat. Aus der Sicht der russischen Archäologin erkundet der Leser die Welt ein zweites Mal und erfährt nun auch Details aus der Zeit, in der Travis ein Freiheitskämpfer war und den amerikanischen Geist an die Bewohner der Hohlwelt weiterzugeben versucht. Aber das ist natürlich nicht alles. Die Suche nach Tara geht, gleich nachdem das Paar wieder vereint ist, mit der Suche nach dem verlorenen Sohn weiter, der gerade den Warlord und seine Gefährtin dramatische Abenteuer erleben lässt, wie sie Sir Arthur Conan Doyle und Jules Verne nicht besser hätten erfinden können. Die beiden geraten in die Fänge einer hochtechnisierten, vermutlich außerirdischen Zivilisation. Der Held entdeckt, dass auch Deimos nur ein Nutznießer dieser Artefakte ist und keine wirklichen Kräfte besitzt. Aber alles verhindert nicht, dass die Helden am Ende einer Tragödie ins Gesicht sehen müssen.

Alles in allem verlaufen die Abenteuer von Travis Morgan und seinen Helden sehr traditionell. Zwar gibt es auch Momente, in denen man einen kleinen Einblick in die Psyche der Figuren – gerade von Travis, Mariah und Machiste – bekommt, diese sind aber der reinen Action untergeordnet. Viel wird dabei mit Gewalt und nicht mit List gelöst. Ansonsten badet der Comic im Klischee und nutzt gerade bei Nebenfiguren und Bösewichten standardmäßige Archetypen, erlaubt es sich aber auch immer wieder einmal das ein oder andere augenzwinkernd auf die Schippe zu nehmen oder ein wenig anders auszulegen.

Die detailreichen und dynamischen Zeichnungen von Grell kommen, wie auch schon im ersten Band, durch den Abdruck der reinen Grafiken besonders gut zur Geltung. Man kann erkennen, wie ausgereift seine Kunstfertigkeit ist, oder wann er einmal unter Zeitdruck stand, denn auch wenn die Anatomie und Mimik oft stimmt, so gibt es gerade in diesen Bänden auch einmal die ein oder andere etwas unsauberer gezeichnete Seite.

Wer handfeste Sword & Sorcery im Stil von John Carter vom Mars und Conan mag, dem wird auch „The Warlord“ gefallen. Der zweite Band, „Deimos“, bietet gewohnt gute und actionreiche Unterhaltung mit vielen schönen Frauen, fiesen Monstern und Bösewichten aller Art, von denen der große Gegenspieler nicht einmal der Schillerndste ist.